Abbildung 2 MB und JM bei Firmenfeier (SPIEGEL, Nr. 6 / Feb. 2021, Roman Lehberger at al, Tim Bartz, David Böcking, Martin Hesse, 2021)
Jan Marsalek, Wirecard und die Wagnergruppe?!
Es ist wohl die fortwährende Suche nach Neuland / neuen Einnahmequellen.
Was jedoch dem Trieb nach Kolonialisierung in seiner scheinbaren Romantik folgt, sollte endlich mit nüchterner Realität ehrlich betrachtet werden.
Hierzu empfehle ich die ARTE Serie: Rottet die Bestie aus.
Der Unterschied von damals ist, dass das Neuland der Öffentlichkeit nicht in der Tiefe bekannt ist. Aber nur weil Sie es nicht sehen, bedeutet dies nicht, dass es nicht da ist.
Quartalszahlenorientierte Zukunft auf Kosten des Überlebens aller Menschen auf diesem Planeten?
Es folgen Hintergründe zu Wirecard sowie weitere noch aktiven Strukturen:
Der Reiz des Verbotenen und das ganz diskret, so fanden damals immer mehr Kunden und Betreiber von Porno-, Casino- oder sonstigen fragwürdigen Seiten den Weg zum Bezahldienstleister „Wire Card“ (1999-2008). Die daraus resultierenden Kontakte wuchsen zu einem Schatten heran, den das später an der Börse geführte Unternehmen Wirecard, niemals losgeworden war, wenngleich das für viele den Anschein hatte. Wirecard konnte mit jährlich ansteigenden Gewinnen und sonstigen Zuwächsen internationale Aufmerksamkeit gewinnen. Zweifel und Warnhinweise wurden nicht nur beiseite gewischt, sondern mit aller zur Verfügung stehender Härte begegnet. Nach dem Motto, „was nicht passt, wird passend gemacht“, war kein Weg unmöglich, um neue Kunden, neue Märkte und neue Methoden zu gewinnen. Und das nur einzig allein, um dem Ziel "Global-Player" zügig näher zu kommen.
Ab 2009 übernahm Markus Braun das Ruder von Wirecard und änderte die Personal- und Führungsstruktur, um mehr Seriosität aufzubauen. Sein Ziel: Ein Unternehmen auf Augenhöhe mit Google, Amazon, Facebook, Apple und Tesla. Während Markus Braun diese Ausrichtung verfolgte, kümmert sich Jan Marsalek nicht nur um das schwarze Schaf der Familie, sondern verpasste diesem einen weißen Anstrich. Mithilfe bereitwilliger Rechtsbrecher baut Jan Marsalek eine scheinbar unbegrenzte Einnahmequelle auf. Für jeden, der eine diskrete Finanzabwicklung benötigte, schaffte dieses Team die rechtlich angepassten Voraussetzungen. So entstanden Firmen, Produkte und Dienstleistungen, die nur einen Zweck verfolgten, die Illegalität von Zahlungsabwicklungen zu verbergen. Das Modell machte nicht nur im Bereich der Wirtschaftskriminalität Karriere, sondern ermöglichte, dem Anschein nach, darüber hinaus für Nachrichten- und Geheimdienste aus aller Welt diverse Dienstleistungen.
Während Markus Braun ein zwanghafter Workaholic ist, der zu jedem Preis, das jährliche Ziel, 30 Prozent Wachstum und Gewinn, verfolgte, bekam er von Jan Marsalek und einem kriminellen Betrugssystem, diese Illusion vorgespielt.
Ob die internationale Verlagerung von Scheinfirmen und -Abrechnungen rechtfertigt, dass solche Betrugssysteme für Strafvollverfolgungsbehörden zu komplex sind, ist erschreckend, weil es vermuten lässt, was da draußen sonst noch tickt und trotz Warnhinweisen nicht entschärft wird.
Wirecard (WC) war bereits in den frühen 2000-Jahren ein anrüchiges Unternehmen, das mit Zahlungsabwicklungen, für Kunden, die unsichtbar bleiben wollten, und Betreibern von Porno-, Glückspiel- und Wunderpillen-Websites, eine profitable Einnahmequelle entwickelte. Derartige Geschäftspraktiken versprechen hohe Gewinne, jedoch verbergen sich dahinter häufig auch enorme Risiken, weil durch kriminogene Möglichkeiten, sich gefährliche kriminelle Geschäftspraktiken entwickeln können. Paul Bauer – ehemaliger Leiter von WC – wusste, worauf er sich einließ, und führte bis zu seinem Abschied 2009, WC, nach innen und nach außen, streng patriarchisch. Die inneren Geschäftspraktiken wurden gehütet, wie das Rezept von Coca-Cola, jedoch nicht, weil es andere Anbieter kopieren könnten, sondern, um unter dem Radar der internationalen Strafverfolg zu bleiben.
2006 verbieten die US-Amerikaner Online-Glücksspiele im Internet. Und bereits kurz danach wurden US-Ermittler, investigative Journalisten, Shortseller und Geschädigte aufmerksam, auf die Machenschaften von Zahlungsabwicklern, wie WC. Der Vorwurf der US-Ermittler (FBI), Beteiligung am unerlaubten Glückspiel. Das von WC’s aktive Zahlungssysteme „Click2Pay“ geriet bereits 2006 in den Fokus.
2008 fallen fragwürdige Unternehmenszukäufe auf, welche in erster Linie die Bilanzen verschönerten, jedoch lediglich Tarnfirmen sind, welche illegale Transaktionen für Betreiber von Onlinecasinos und weiteren verbotenen Online-Aktivitäten in den USA abwickeln.
Im Anschluss baut sich WC den Ruf eines internationalen erfolgreichen und ständig wachsenden Unternehmens auf und verteidigt diesen Ruf mit allen verfügbaren legalen und vermutlich auch illegalen Mitteln.
Der Einblick in die Geschäftspraxis ist undurchschaubar und reicht von enormen Ausgaben für Kommunikations-, Rechts- und sonstigen Beratern bis hin zu undurchsichtigen Geschäftsbeziehungen mit noch undurchsichtigeren Kunden.
JAN MARSALEK (JM)
JM‘s Großvater, der sich im 3. Reich gegen die Nazis behauptete und nach 1945 sehr erfolgreich wurde, sowie sein Vater, einem erfolgreichen Geschäftsführer in Österreich, hinterlassen nicht nur starke Gene, sondern auch große Fußstapfen, in die JM trat. JM litt unter einem für ihn wahrgenommenen unüberwindbaren familiären Druck, was zu einer Störung bei der Entwicklung seines Selbstwertgefühls führte.
JM zeigt bereits im Jugendalter Anzeichen von Prüfungsängsten und wich, wenn möglich, negativen Bewertungen aus. Bevorstehende Beurteilungen oder Prüfung, waren bei ihm mit enormen Versagensängsten verbunden. Der Stress, der daraus resultierte, führte häufig dazu, dass er bei vielen seiner Projekte tatsächlich versagte und ihn zunehmend in eine Scheinwelt führte.
In dieser Scheinwelt möchte JM der „Star“ sein. Er will ganz nach oben, um dem Gefühl der eigenen Grandiosität nachzujagen. Hierbei ist er charmant und kann andere schnell für sich gewinnen. Dabei zeigt er auch ein gewisses Einfühlungsvermögen, aber nur dann, wenn er dadurch seine Ziele verwirklichen kann. Darüber hinaus sind ihm die Bedürfnisse anderer eher gleichgültig. Sein Ziel ist Anerkennung und Bewunderung, wobei er Komplimente eher gelassen entgegennimmt, jedoch auf Kritik sehr empfindlich reagiert oder kalte Aggressionen zeigt.
Nach dem Paul Bauer WC verlassen hatte, sieht JM seine Chance gekommen, ohne Studium und Abitur in den Vorstand zu gelangen. Für seinen Plan weiß er geschickt, die Schwächen von MB auszunutzen und ihn in der Art zu manipulieren, dass MB durch den eingeforderten Erfolg und dessen Nichtausbleiben geblendet war. MB waren die Geschäftspraktiken, die von Paul Bauer übernommen wurden, bekannt. Auch wenn die Absicht von MB verfolgt wurde, zunehmend mit sauberen Finanzdienstleistungen aufwarten zu wollen, nahm er billigend in Kauf, dass bis zu diesem Zeitpunkt, die bisherige Geschäftspraxis fortgeführt wurde. Diese Praxis wurde über JM kontinuierlich verbessert, was ihm das Selbstvertrauen schenkte, jedem Kunden versprechen zu können, jede Form der Finanzabwicklung über WC zu arrangieren. Was MB vermutlich nicht bekannt war, waren die komplexen Abwicklungen, die JM so präsentieren konnte, wie es der Firmenchef sehen wollte. MB war aufgrund seiner Zwanghaftigkeit, mit allen Mitteln, WC zu einem Global-Player zu machen, empfänglich für JM’s manipulierte Illusionen. JM hatte somit ein leichtes Spiel als Hochstapler und Betrüger.
JM ist jedoch auch ein Visionär mit einem geschickten Durchsetzungsvermögen, aber einem geringen Durchhaltevermögen. Er ist bei komplexen Abläufen schnell gelangweilt und verliert hierbei schnell das Interesse, was ihn fehleranfällig und unkonzentriert werden lässt. Das ist auch ein Grund, warum viele seiner Projekte scheiterten. Erst durch das Zusammenwirken von konzentrierten professionellen Machern, war es JM möglich, dieses komplexe Betrugssystem über viele Jahre hinweg aufzubauen und verborgen zu halten.
Die veruntreuten Gelder waren zunächst nicht geplant, sondern vermutlich ein Resultat, von a) einem ständig anwachsenden Finanzbedarf und b) wegen der zunehmenden Gefahr aufzufliegen. JM’s kriminelle Dienstleistung war von Beginn an, das diskrete Abwickeln von internationalen Zahlungsgeschäften jeder Art. Hierbei gründete oder erfand er Firmen, Dienstleistungen oder Produkte, um illegalen Finanzströmen den Mantel einer Anscheinslegalität überzuziehen.
Nach einem abgebrochenen Abitur suchte er sich eine Nische (IT-Welt) und verkörperte das Motto, mehr Schein als Sein, indem er deutlich über seine Verhältnisse lebte. Es kommt zu einem Bruch mit seiner Familie. Gegenüber Mitmenschen versteckte er sich hinter einer Fassade eines erfolgreichen Machers, um Minderwertigkeits- und Versagensängste dahinter zu verbergen. Was folgte, war eine fortwährende Suche nach neuen Möglichkeiten, um den inneren Versagensängsten zu entkommen und um etwas Erfolgreiches darzustellen.
Er ist extrovertiert, energievoll, mit dem absoluten Fokus auf Status, Image und Macht. Er kann leicht delegieren, führt und motiviert Mitarbeiter geschickt und fordert dabei Loyalität und Unterordnung. Er kennt zwar seine Stärken gut, aber seine Schwächen schlecht, was ihm Schwankungen im Selbstwertgefühl beschert.
Zu seinen psychischen Auffälligkeiten gehören, dass er optimistisch, gelegentlich auch subeuphorisch ist, aber auch tiefe Traurigkeit und Einsamkeit kennt, verbunden mit dem Gefühl der Wertlosigkeit. Er überdeckt sein geringes Selbstwertgefühl mit einem sehr großen Selbst, was ihm selbst kaum bewusst ist. Er ist unterschwellig neidisch auf andere Personen mit mehr Erfolg, Anerkennung oder Power.
Es folgen, klandestine Verbindungen, Heldenmythen und verdeckte Machenschaften, um eine Person zu kreieren, die akademische Grade, (Autoritäten) mit Erfolg und Erfahrung, überspringt.
In der realen Welt wird er zunehmend zu einer Person mit zwei Gesichtern, einem sympathischen Entertainer, der sein Charme dafür nutzte, um mit Verbindungen zu Illegalität, wie betrugswilligen Personen und Netzwerke, Gewinne zu machen. Die Menschen, die er dabei betrügt, benutzt und belügt, sind ihm egal oder er empfindet ihnen gegenüber sogar abstoßende Verachtung, die er jedoch mit einer Art Wiener Charme überspielt.
Ob Partner, Betrogene oder sonstige Opfer, die meisten, stellten für ihn lediglich eine Art Treppenstufe dar, um das eigene Ego weiter aufzubauen oder zu bewahren.
JM ist auf der unersättlichen Suche nach Anerkennung. Ab seinem Einstieg bei WC blähte er eine Scheinwelt auf, die in der Außenwelt als Erfolg wahrgenommen wurde, aber im Inneren ein Netzwerk von bereitwilligen Rechtsbrechern beherbergt. In dieser Position wird JM zu einem Bindeglied zwischen der scheinbar legalen Business- und der kriminellen Welt. Er bedient den Bedarf von bereitwilligen Rechtsbrechern und ermöglicht ihnen, den Zugang zu internationalen Finanzabwicklungen.
Das ist das erste Geheimnis hinter Wirecard. Der Bedarf von Finanzabwicklungen über fingierte Firmen, so dass, der Optik nach, daraus ein legales Geschäft entsteht oder derartig undurchsichtig für die Strafverfolgung wird. Das Potential durch diese Geschäftspraxis Gewinne auszuweisen, ermöglichte JM und seinem internen kriminellen Netzwerk enorme Provisionsgelder und sogar komplett fingierte Geschäftsabläufe zu erzeugen, um Hunderttausende bis hin zu mehrere Milliarden €uro abzuzweigen.
Ob Pornoindustrie, illegales Glückspiel, Menschen-, Waffen-, Drogenhandel, JM hatte mit seinem kleinen Netzwerk für jeden Kunden, die Eintrittskarte in die internationale Finanzwelt.
Ob eine große Anzahl an Wirecard-Mitarbeiter etwas davon mitbekommen haben, ist – bis auf die notwendig Eingeweihten – unwahrscheinlich, da JM ein geschlossenes Betrugssystem – mit treuen eingeweihten Partnern, Juristen und Beamten – aufgebaut hatte. Hierbei verfolgte er das Prinzip „Wissen, nur wenn nötig.“.
Die Basis für das 2020 bekanntgewordene Betrugssystem wurde durch Paul Bauer geschaffen, indem dieser Kunden und Betreiber diverser Dienstleistungen eine gewisse Anonymität bei Zahlungsabwicklungen ermöglichte. Diese verlockende Einladung nahm JM nicht nur an, sondern entwickelte es, mit einem internen kriminellen Netzwerk, fortwährend weiter, bis letztendlich die Blase – wegen unersättlichem Finanzbedarfes und daraus entstehenden Fehlern und weiteren Betrügereien - platzte.
Die bekanntgewordenen veruntreuen Gelder, waren auch eine Folge enorm ansteigender Kosten, für diverse Dienstleistungen, wie Millionen für Anwälte, Sicherheitsunternehmen (Überwachungs-, Einschüchterungs- und weitere operative Maßnahmen), um das kriminelle Geheimnis zu bewahren.
Mit der zunehmenden Bedrohung, dass dieses Kartenhaus in sich zusammenfallen wird, wurde die Vorbereitungsphase zum Ausstieg und zum Untertauchen eingeläutet. Dreist wurden sogar noch während der laufenden Ermittlungen und der Fertigung der Haftbefehle Firmen und Konten abgewickelt und diverse Geldsummen nicht verfolgbar – Kryptowährungen – verschoben. Für die Vorbereitung und Durchführung dieser Flucht sowie für das aktuelle Untertauchen benötigte JM Hilfe, da seine Produktivität immer abhängig von professionellen Machern war und sein wird. JM wird immer ein Jäger nach Macht, Image und Status und niemals ein Getriebener oder Gestrandeter sein können, weshalb es auch wahrscheinlich ist, dass sobald das Netz seiner professionellen Macher eine Lücke für Fehler zulässt, er einen Fehler begehen wird.
JM ist nicht der Stratege und Planer, dessen Projekte keine Fehler aufweisen, weswegen davon auszugehen ist, dass das Aussteigen und Untertauchen überwiegend vom internen Netzwerk organisiert wurde. Einige dieser Macher und Unterstützer sind aller Wahrscheinlichkeit nach, folgende Personen: Oliver B., Henry O’ Sullivan, Brigitte Häuser-Axtner und Carlos Häuser, Hamid »Ray« Akhavan, Ahmad »Andy« Khawaja, Christopher Bauer und Mark Tolentino. Hierbei handelt es sich, aller Wahrscheinlichkeit nach, auch um Mittäter der kriminellen Geschäftspraktiken von WC. Darüber hinaus haben diese Mittäter Kenntnisse über weitere Personen des internen Netzwerkes. Nur durch operative Analysemaßnahmen im Umfeld dieser Personen wird es möglich sein, den weiteren Umfang des von JM und WC verursachten Schadens sichtbar zu machen.
Einem anonymen Hinweis zur Folge, soll JM auch bei Finanzabwicklungen von einem Teil der Gaddafi-Milliarden (ca. 200 Mrd. US-Dollar) beteiligt gewesen sein. Über den 2006 gegründeten Staatsfond „Libyan Investment Authority (LIA)“ in Verbindungen mit fortwährenden Auszahlungen der Verwalter „Euroclear“– unter anderem – an die Arab Banking Corporation in Bahrain, sei JM bzw. Drittanbieter mit Bezügen zu WC maßgeblich beteiligt gewesen. Hierbei gäbe es Hintermänner in Brüssel. (vgl. welt.de, Giulia Paravicini, 2018)
Angeblich seien mit diesen Geldern auch militärische Finanzabwicklungen, wie von Khalifa Haftar in Libyen und auch in der Zentralafrikanischen Republik, organisiert worden, wobei das Netzwerk um JM umfangreiche Provisionsgelder abgezweigt habe.
Warnsignale (internationale Entwicklungen, Presse, interne Quellen, …) waren bei WC und JM umfänglich vorhanden und hätten bei einer operativen Analyse diesen Betrug auch rechtzeitig aufdecken können, jedoch gibt es in Deutschland noch keine belastbare Rechtsprechung, in der Unternehmer ausreichend haftbar für kriminogene Entwicklungen in ihrem Unternehmen gemacht werden. Auch wenn das kurz vor der Verabschiedung stehendes Verbandssanktionsgesetz ein Schritt in diese Richtung ist, so muss der Bedarf eines operativen Analysesystems dringend erkannt werden. Die eigens hierfür entwickelte „ROMI-Methode®“ ermöglicht Unternehmer, kriminogene Entwicklungen und die daraus resultierende Geschäftsführerhaftung sichtbar und intervenierbar zu machen.
Die verborgene Welt des JM und dessen Netzwerk ist ein sehr komplexes Konstrukt, was in der Gesamtheit, als kriminelles Meisterstück, in die Geschichte eingehen könnte. Hierbei benutzten JM und alle Eingeweihten die abgeklärten kriminellen Eigenschaften von Hochstaplern und Betrügern, um anderen Kriminellen a) den Weg der Finanzabwicklungen zu ermöglichen und b) nach außen hin eine scheinbare saubere Erfolgsstory zu präsentieren.
Über JM ist nur das bekannt, was er bereit war, mitzuteilen, weil er früh die Kunst des Schweigens und des Verführens – WC bis 2009 Paul Bauer – kennen gelernt hatte.
Dies führte beim ihm zu einer notwendigen Entwicklung der Wachsamkeit. Hierbei musste er lernen autonom zu handeln und selbstständige Entscheidungen zu treffen. Da er jedoch Prüfungsangst hatte, war er gezwungen, wichtige Prozesse an professionelle Macher zu delegieren. Außerhalb seiner Bezugsgruppe war er eher beratungsresistent, sei denn, er nahm sofort eine Möglichkeit wahr, jemanden für seine Zwecke zu missbrauchen. Er ließ sich von niemanden in die Karten schauen, war vorsichtig, vermied Leichtsinnigkeit und war bestrebt, analytisch und scharfsinnig zu sein, um somit immer die Kontrolle über die Situation zu behalten. Die Bedürfnisse von anderen analysierte er genau, um die Person für seine Zwecke gefügig zu machen. Nach dem Motto „Biete Ihnen die Erfüllung ihrer Wünsche und sie werden alles tun, um dem Ziel etwas näher zu kommen“ – die Macht der Illusion.
JM hat keine Angst und kann keine Empathie fühlen, besitzt keinerlei innere Verpflichtung gegenüber irgendjemanden oder irgendetwas. Er langweilt sich schnell und trifft gern impulsive Entscheidungen. Er kann sich weder gut unterordnen, noch fühlt er sich gegenüber jemanden verpflichtet, weshalb von ihm keine Loyalität zu erwarten ist. Er wagt sich selbst in Bereiche, vor denen andere Angst haben, denn er genießt das Leben auf „Messers Schneide“. Hierbei geht er große Risiken ein. Dabei verfolgt er seinen eigenen Wertekodex und lehnt ihm fremde Normen weitestgehend ab. Er benutzt andere Menschen, lebt in gewisser Weise „parasitär“ und hat kein echtes Mitgefühl bzw. Reue für die eigenen Handlungen. Er hat eine hohe Ausredenspontanität, lügt oft, denn Wahrheit ist für ihn letztlich relativ. Er ist ein guter Geschichtenerzähler. Frauen sind für ihn ein Target, er hat manchmal einen ausgeprägten Sexualtrieb, auch mit zahlreichen verschiedenen Partnern. Dabei ist er biologisch langsamer getaktet, chronisch untererregt oder zeichnet sich durch eine verzögerte Erregbarkeit aus. Er agiert über soziale Einflussnahme und nutzt Drohungen und Erpressungen, um andere zu beeinflussen.
Ein derartiges Leben in zwei Welten erfordert eine enorm große geistige Energie, weil man plausible Geschichten nicht nur erzählt, sondern auf Nachfrage weitere Ereignisse schlüssig kreieren muss. So ein Wirken ist schwerste geistige Anstrengung. JM hat über zwanzig Jahre des Lügens und Betrügens, diese Eigenschaften perfektioniert. Um sich bei Kunden, Mitarbeitern oder Ermittlern auf spontane Fragen vorangegangener Darstellungen erinnern und angepasst antworten zu können, bedarf es einer konditionierten Spontanität und Abgeklärtheit. Hierbei verwendete JM ausweichende Antworten, Umgarnungen und Androhungen von Konsequenzen, um sich nicht in die Karten schauen zu lassen und beim Gegenüber keinen Zweifel an seiner Integrität aufkommen zu lassen.
JM und Henry O’ Sullivan, die gelernt haben die moderne Technologie für Vermögensbewegungen (Krypta) einzusetzen, arbeiten nach wie vor. Ihre Aktivitäten sind über Moskau gedeckt und solange, sie in diesem System dienlich sind, könnten sich weltweit bewegen. Daher ist es nicht ausgeschlossen, wie mir anonym mitgeteilt wurde, dass JM sich sogar in Indien und in Indonesien - vermutlich auf einer privaten Luxusinsel - aufgehalten hatte und jederzeit wieder aufhalten könnte.
Durch eine hohe Belohnung und entsprechender Öffentlichkeitsarbeit in diesen Regionen, steigen die Chancen, dass eine Kontaktperson den Aufenthaltsort mitteilt.
MARKUS BRAUN (MB)
MB entspricht einem gewissenhaften Stil, der in gewisser Weise auch als zwanghaft bezeichnet werden kann. Sein Ziel ist klar definiert, der Erfolg von Wirecard, koste es, was es wolle. Dieses Ziel ersetzt moralische Werte und Prinzipien und er verfolgt es mit langer und harter Arbeit und mit einhundertprozentiger Hingabe.
Für ihn hat die Arbeit die erste Priorität im Leben. Geprägt wurde er durch den patriarchischen Führungsstil seines Vorgängers Paul Bauer. Dessen Geschäftspraxis hat er nicht nur übernommen, sondern erkannt, dass der Markt für diese Art der Zahlungsabwicklungen erst am Anfang steht.
MB konnte sich nicht eingestehen, dass er die Arbeitstiefe und alle Prozesse bei WC durchdringen kann. Vielmehr verlässt er sich auf alle Angaben, die seinem Ziel und seiner Motivation entsprechen. Mitarbeiter haben es hierbei schwer, unangenehme Botschaften zu überbringen, da er das Verhalten „Nur die Informationen, die gewünscht sind“ konditioniert.
Der Vorsatz, den internationalen Gesamtmarkt für Finanzabwicklungen zu übernehmen, ließ in ihm einen Fokus entstehen, der ihm bewusst oder unbewusst blind für Fehler im System machte. Hierbei schaffte er den Nährboden für Falschreports und Verharmlosungen von kritischen und riskanten Entwicklungen.
Fehler wollte er immer vermeiden, weshalb er alle für ihn sichtbaren Details kontrollierte und sich alle Entscheidungen vorbehielt. Jedoch ließ er hierbei lediglich die Informationen zu, die seinem Fokus entsprachen. Hierbei ignorierte er Warnhinweise und ließ die Verblendung des grenzenlosen Erfolgs zu. JM musste hierbei nur das liefern, was MB hören und sehen wollte. Darin war JM mittlerweile ein Meister geworden und MB zunehmend in der eigenen Sichtweise gefangen. MB liebt Listen, Pläne, Routinen, Ordnung und Sauberkeit, delegiert Aufgaben nur ungern und ist sparsam, vorsichtig, behutsam, nachhaltig, sammelt und verwahrt alles. Da er selbst jeden Fehler vermeiden will und eine Art Perfektionist ist, hat er auch hohe Ansprüche an andere. Die strukturliebende Persönlichkeit MB’s zeichnet sich häufig durch eine reduzierte Empathiefähigkeit aus. Er ist gegenüber seinen Beziehungen zwar beständig, aber wirkt und ist distanziert. Nähe und Intimität fallen ihm schwer. Er hat viel Stress und kann schwer entspannen, aber er will es auch nicht leicht haben und braucht einen ständigen hohen Leistungsdruck. Die Freizeit organisiert er gern in „Projekten“.
Bewertung
Bei kriminellen Netzwerken gilt die Regel: „Folge dem Geld!“.
Es ist erschreckend, über eine Welt nachzudenken, in der Unternehmen, auf Kosten vieler Opfer, gezielte Rechtsbrüchen eingehen, um – ohne Rücksicht und ohne Gewissen – skrupellos Profite zu machen.
Beispiel: Fall INSYS (2017) - süchtig machende Opioid-Krebsmedikamente wurden Patienten ohne Krebserkrankung verschrieben.
Bestochene Ärzte in Verbindung mit Pharmaunternehmen verschreiben süchtig machende und gefährliche Medikamente, um mit einer Art Schneeballsystem Provisionen zu kassieren. Ärzte, die die Gesundheit ihrer Patienten schützen und erhalten sollen, lassen sich bestechen und setzten das Wertvollste aufs Spiel – das Leben ihrer Patienten.
Das weckt großes Misstrauen gegenüber Institutionen und Systeme, von denen wir abhängig sind und verdeutlicht die Notwendigkeit, kriminogene Entwicklungen frühzeitig sichtbar zu machen.
In den Anlagen befinden sich die bezugnehmenden Quellen sowie das Literaturverzeichnis: