Teil V – Wahrheiten entwickeln sich beim Hinterfragen

Teil V – Wahrheiten entwickeln sich beim Hinterfragen

„Das zu sehen, was direkt vor einem ist, ist ein ständiger Kampf.“ (George Orwell)

Die vermeintliche Realität einer Gesellschaft, so wie wir sie wahrnehmen, ist trügerisch und abhängig davon, von wem diese betrachtet und bewertet wird. Die Routine, die Vertrautheit, aber auch die Denkfaulheit oder Bequemlichkeit, kann dazu führen, dass wir die autoritären und einengenden Strukturen unserer Welt nicht sehen. Je tiefer Sie in einer Struktur (System) verankert sind, um so mehr werden Sie beeinflusst, bestimmte Werte und Erwartungen zu verinnerlichen. All unser Wissen und unsere Werte entstehen aus der Kommunikation zwischen der kognitiven Gestaltung unserer Gehirne und unseren Erfahrungen. Das menschliche Potential bestehend aus Erfahrungen und der Möglichkeit bessere Alternativen und Neues zu erschaffen. Das miteinander effektiv zu vernetzen beschreibt die aktuelle Herausforderung und wenn wir uns davor nicht selbst zerstören, dann besteht eine gute Chance für eine gesündere Zukunft. Voraussetzung hierfür ist die digitalen Transformation, hinter der man sich nicht verstecken, sondern die Chance erkennen und nutzen sollte.

Erkennen Sie auch, welche Risiken sich dahinter verbergen?

In Wirklichkeit gibt es keinen politisch neutralen Weg, um Menschen zu sozialisieren. Das ist ein Grund dafür, dass der Mensch von heute weiterhin dazu tendiert, die Versionen der Realität zu verinnerlichen, die ihm vorgesetzt wird. Dazu gehört auch, die Ziele, von denen zu verfolgen, die kontrollieren, was uns vorgesetzt wird.

In unseren Gehirnen finden immer wieder Kämpfe von gegenläufigen Kräften statt. Das Ergebnis dieser heftigen Auseinandersetzungen bestimmt die Gesellschaft, die wir erschaffen. Um die Gesellschaft beeinflussen zu können, muss das Denken beeinflusst werden.

Diese zumeist im blinden Fleck verborgene Kontrolle über das Denken bringt gute Menschen dazu, böse Dinge zu tun, weil sie zu bestimmten Handlungen verleitet werden. Die zugrundeliegenden Ideologien sind hierbei den meisten Handelnden oftmals nicht bewusst. Oft behaupten Akteure, sie seien völlig unpolitisch. Gerade diese sind sehr oft diejenigen, die am politischsten sind, weil sie eine ganze Reihe Annahmen akzeptieren, deren sie sich nicht gänzlich bewusst sind. Und weil sie glauben, unpolitisch zu sein, hinterfragen sie ihre Meinungsbildung basierend auf Annahmen nicht, beziehungsweise nicht ausreichend genug.

Fehlendes Beobachten und Hinterfragen eigner Überzeugungen minimiert die Sinnfrage der gesellschaftlichen Entwicklung. Viele Menschen haben große Probleme, sich selbst zu hinterfragen, und lehnen darüber hinaus kritisches Hinterfragen durch andere kategorisch ab. Demgegenüber fokussieren und verlieren sie sich auf die Verteidigung der eigenen steifen Position, ohne sich bewusst zu werden, dass dadurch jeder Fortschritt und jede Weiterentwicklung des Wohlbefindens, des Glückes sowie der Gerechtigkeit blockiert wird.

Die Entwicklung hin zu einer faireren Gesellschaft ist ohne die Regulierung durch ein selbstkritisches ständiges Hinterfragen nicht möglich. Ungerechtigkeiten, Verbrechen, Gewalt, Hunger, Rohstoffmangel, Umweltzerstörungen, Kriege können deshalb auch nicht gestoppt und weitere Katastrophen verhindert werden.

Sich mit der Geschichte der Gesellschaft, der Kultur und mit der eigenen Geschichte zu befassen, erweiteret den Horizont des notwendigen Denkens. Die meisten Menschen haben nur relativ wenig erlebt und die Begrenztheit ihrer eigenen Erfahrungen, begrenzt und schränkt das eigene Denken ein. Die Grenze anzuerkennen, dass

  • das individuelle Umfeld,

  • die Familie,

  • die Ausbildung, so wie auch

  • die Religion,

  • die soziale Schicht, in die man hineingeboren wurde,

einen einschränken, ermöglicht Ihnen zuzulassen, den eigenen Horizont und dadurch entstehende Möglichkeiten unendlich zu erweitern. Erst wenn man die Begrenztheit der eigenen Erfahrungen anerkennt, ermöglicht das einem, diese Grenze zu durchbrechen.

Mit der tiefsten Überzeugung zu brechen und zu akzeptieren, mit einer Lüge gelebt zu haben oder ausgetrickst worden zu sein, ist eine schmerzhafte Überwindung hin zu einem neuen und gesünderen Bewusstsein. Die meisten Menschen neigen dazu, den Status quo mit aller Energie beibehalten zu wollen, ohne sich neuen und zum Teil größeren Chancen zu öffnen. Wenn Sie zum Beispiel die amerikanische Berichterstattung um 1890 betrachten, werden sie feststellen, dass in einer Zeit, in der die Ideologie des Rassismus tief verwurzelt war, die dortigen Zeitungen ohne jede Form moralischen Gewissens über Lynchmorde, wie öffentliche Ermordungen von jungen schwarzen Männern, berichteten. Über rassistischen Mord wurde berichtet, als wäre es ein ganz normales Ereignis wie ein Football-Spiel gewesen. Wenn Sie die Zeit zurückblicken, in der sich die Ideologie verändert hat, werden Sie sehen, wie existenziell es ist. Das Interessante am ideologischen Effekt von Nachrichten ist, dass diese als Grundannahme eingebettet sind und als solches hingenommen werden, ohne die Fakten, die Moral und das Gewissen zu hinterfragen. Daher sind Nachrichtenmacher häufig nicht nur die Lösung des Problems, sondern leider zu oft auch Teil des Problems.

Je besser Sie sich selbst analysieren und verstehen können, umso effektiver können Sie die Umwelt und deren Veränderungen wahrnehmen. Optimierte Erfahrungen bei der Zusammenarbeit mit der verfügbaren Umwelt, wozu auch die Menschen, die uns umgeben gehören, schützen Sie vor Selbsttäuschungen und das erspart Ihnen vermeidbare Konflikte und Konfrontationen. Anton Pawlowitsch Tschechow fand heraus, dass reflektierte Menschen – die sich selbst gut einschätzen konnten – häufig die besseren Menschen waren, weil man ihnen aufzeigen konnte, wie sie sind bzw. wie sie auf andere wirken.

Wenn Sie aus der grausamen Geschichte der Verbrechen des 20. Jahrhunderts eine Lehre ziehen wollen, dann die, dass Dinge nicht infrage zu stellen, eine enorme Gefahr darstellt. Das Dilemma hierbei ist, dass oft keine Fragen gestellt werden, wenn man glaubt, die Antwort bereits zu kennen.

Das Ideal der Wissenschaft, das wir lernen sollten, ist, dass man scheitern wird. Das begründet sich aus der Hoffnung, der Wahrheit nahezukommen, jedoch jemand anders wird immer näher dran sein. Deshalb sollte man immer vorbereitet sein, falschzuliegen. Ein idealerer Forscher, Professor wäre der oder diejenige, die 30 Jahre an einer Theorie gearbeitet hat und dann sagt: „Diese Theorie ist falsch.“. Jedoch bekommt man auch 2022 für diese notwendige Fehlerkultur nach wie vor keinen Applaus, obwohl dieser mehr als verdient wäre. In der Realität ist das Hinterfragen eine der wichtigsten Grundvoraussetzung, um den Abstand zur Wahrheit nicht zu verlieren.

Selbstbestätigende Überzeugungen, die Teil der eignen Realität werden, sind immer problematisch, wenn diese einen unflexiblen Bestätigungsfilter haben und nicht hinterfragt werden. Durch diese ständig selbstreflektierende Überzeugung geht die Betrachtung – ob man der ist, der man ist – verloren. Das ist ein wesentlicher Faktor des zwischenmenschlichen Durcheinanders, weil es das zwischenmenschliche Miteinander blockiert.


Die eigene Überzeugung zu hinterfragen und gegebenenfalls über Bord zu werfen, kann schmerzhaft sein, ist jedoch die Grundlage, um sich die Fähigkeit des Lernens und Entwickelns zu bewahren.

Es könnte die Grundlage des menschlichen Antriebs sein, sich zunächst als Baby an seine Umwelt anzupassen, um darauf aufbauend das eigene Potential zu entdecken, es dann zu fördern und daraufhin mit seiner Umwelt zu verbinden, um einen positiven Effekt zu erschaffen – Belohnungsantrieb. Wobei der Belohnungstrieb, ohne notwendiges Hinterfragen, ein wesentlicher Treiber der manipulativen Selbstzerstörung sein kann.

Ja, der Mensch ist manipulierbar und anfällig, dem zu folgen, wovon er oder sie ausgeht, dass es glücklich macht. Die Handlung für eine kurzfristige Belohnung überwiegen - leider – überdurchschnittlich, denen einer langfristigen und nachhaltigeren Belohnung.

Hierbei ist die Frage erlaubt, inwiefern eine kurzfristige Belohnung zu einer Handlung verleitet, die eine langfristige Zerstörung der eigenen Umwelt verursacht. Zumindest entspräche das einer aktuellen Beurteilung von diversen Handlungen im Bezug auf erhalten von Menschenleben, Wohlstand, Umwelt, Versorgung bis hin zum zwischenmenschlichen Miteinander. Somit ermöglichen erst die Kritikfähigkeit gegenüber Bestehendem ein kognitives Wachstum. Das würde auch bedeuten, dass durch das in Frage stellen, das Ideal der Wahrheit bewahrt bleibt.

Demgegenüber steht die Loyalität des Bisherigen, die nur dann mit Vernunft begleitet werden würde, wenn das Bisherige sich fortwährend in Frage stellt. Menschen sind von ihrer Umwelt abhängig, weil diese sie prägt, sowie die Umwelt in Wechselwirkung die Menschen prägt.

Diese Wechselbeziehung beschreibt grundsätzlich immer eine Entwicklung und keine für immer gültige statische Bewertung. Daher muss es erlaubt sein, Länder, Religionen, Ethnien und Ideologien als Entwicklung der Menschen und deren Umwelt zu betrachten.

Die zwanghafte Bewahrung des Ist-Zustands ist damit auch immer eine Art Behinderung der Entwicklung, der Alternativen und des Neuen.

WARNUNG!!! Eine Entwicklung muss dringend mit einem gesunden und nachhaltigen Fokus verbunden werden, weil eine radikale und unbestimmte Entwicklung mehr negative als positive Emotionen verursacht. Daher sollte die Gesundheit der Umwelt, der Menschen und der Natur bei allen Entwicklungen fokussiert werden.

Die Identität der Menschen ist vergleichbar mit einem selbstlernenden Algorithmus. Eine fortwährende Entwicklung mit der Eigenschaft, diese zu beeinflussen und sich beeinflussen zu lassen.

Was ist das Ziel dieser Entwicklung - Warum und Wozu?

Die Wechselbeziehung des Einzelnen im System(en) der Gesamtheit der Gesellschaft(en) stellt hierbei die aktuell größte Herausforderung dar, um erkennen zu können, ob die Entwicklung gesund oder krank ist. Die Macht auf ein paar wenige Individuen zu übertragen, ist daher selbstzerstörerisch. Die Technologie, die aus allen wechselseitigen Entwicklungen erkennen lässt, ob diese gesund oder krank ist, stellt demgegenüber die Herausforderung der Zukunft dar, die technisch betrachtet bereits 2022 möglich wäre. Sorry Elon Musk, Jeff Bezos, Bill Gates, … in dieser Bewertung währen diese Herren, lediglich Herren, ähnlich der damaligen Pharaonen, derer außerordentlichen kognitiven Fähigkeiten am Ende lediglich die gesunde Zukunft der Entwicklungen gefährden würden, wenn diese Systeme (Microsoft, Apple, Tesla, Amazon, Google, Alibaba, …) nicht ständig hinterfragt und gemessen an der Gesamtheit weiter entwickelt werden würden.

Fortschritt ist grundsätzlich mit der Frage nach dem „Warum“ und „Wozu“ verbunden. Warum und wozu ist dieses Kind arm? Warum gibt es diesen Krieg? Warum und wozu musste dieser Mensch sterben? Warum und wozu ist diese Person an der Macht? Diese und ähnliche Fragen können einen in Schwierigkeiten bringen, weil die Gesellschaft von denen, die die Macht haben, dressiert wird, den Status quo als gegeben zu akzeptieren und das Recht des Hinterfragens mit verdeckten bis hin zu offensiven Mitteln eingeschränkt wird. Hinterfragen destabilisiert und trotzdem ist es sehr wichtig für die gesunde Entwicklung, dass es zugelassen wird, weil ohne Hinterfragen kein Fortschritt, keine gesunde Zukunft möglich ist.

Wenn Sie die Gesellschaften aus der Vergangenheit bis heute betrachten, dann werden Sie erkennen, dass diese immer bestimmte Wege vorgibt, denen Sie folgen sollen. In dieser Betrachtung können Sie ebenfalls erkennen, dass Veränderungen und Alternativen immer nur dann möglich waren, wenn diese Wege in Frage gestellt wurden.

Der sechste Teil ist schon fertig und ich bin mir nicht so sicher, ob ich den überhaupt veröffentliche: Teil VI – Homo Deus: Verbindung von Mensch und Technologie für die Freiheit der Kreativität