Teil I - Warum und Wozu?

Warum bin ich? und Wozu bin ich?

- Teil 1. -

Eine wichtige Voraussetzung bei der Beantwortung dieser Frage ist:

Einige Dinge in Frage zu stellen, die man Ihnen eventuell seit

Kindheit an beigebracht hat.

Weder Sie noch ich hatten einen Einfluss darauf, wo und ob wir überhaupt existieren.

Der Mensch, zu denen Sie werden, das Leben, das Sie führen, der Glaube und die Werte, sind zum größten Teil vom Zufall unserer Geburt abhängig. Unser Leben begann damit, dass wir auf äußere Einflusse angewiesen waren, die wir nicht kontrollieren konnten.

Noch bevor wir einen Einfluss auf unsere Umgebung hatten, wurden wir grundlegend geformt, durch Prägung unserer Vorfahren, über Einflüsse im Bauch unserer Mütter bis hin zu der ersten Umgebung, in die wir hineingeboren wurden.

Was Sie heute sind, ist kein Zufall, auch wenn es oftmals den Eindruck hinterlässt.

Von Natur aus ist der Mensch leider noch zu wenig skeptisch, als er es eigentlich sein sollte. Wir neigen dazu zunächst die grundlegenden Annahmen und Werte der Kultur, in die wir hineingeboren werden, zu akzeptieren, exakt so wie diese sind. Hierbei orientierten wir uns in den ersten Jahren an unsere Eltern, indem wir fast alles glaubten, was sie uns sagten. Menschen glauben grundsätzlich alle die Dinge, durch die sie bei denen, zu denen sie gehören, gut dastehen. Im Moment ihrer Geburt wurden Sie als Bürger bzw. Mitglied einer Klasse geboren, die Ihnen vermittelte, dass alles nur so sein kann und immer so sein wird, wie es ist. Demgegenüber stehen jedoch stark von politischen und wirtschaftlichen Kräften beeinflusste und konstruierte Umstände, in die Sie hineingeboren wurden. Die Umwelt, in der wir aufwachsen, beeinflusst das Bild auf unsere Realität. Diese ist geprägt von Überzeugungen und Werten, Vorurteilen und Tendenzen, die wiederum abhängig von Symbolen und Etiketten sind. Diese haben wir dann mit einigen Menschen verbunden, aber wir haben uns deswegen auch von sehr vielen Menschen entfernt. Wir lernten, uns mit diesen Symbolen und Etiketten vollkommen zu identifizieren, und einige von uns sind sogar bereit, dafür zu sterben.

Grundsätzlich glauben die meisten Menschen, sie stünden auf der Seite der einzigen Wahrheit. Sich darüber im Klaren zu werden, dass man über sein Geschlecht, seine Religion und sein Land hinaus anders denken kann, als man es vorgegeben bekommt, ist ein erster Schritt dazu, einen objektiveren Blick dafür zu bekommen, wie man selbst ist, in der eigenen Gruppe, in ihrem jeweiligen Rahmen.

Eine Sache, welche Sie effektiv davon abhält, ihre momentane Rolle in der Welt infrage zu stellen, wie auch ihre innigsten Überzeugung und Handlungen, ist der Patriotismus verbunden mit dem Glauben an eine vorgegebene Weltsicht. Damit ist der Patriotismus auch eine der wesentlichen Ursachen, die uns davon abhalten, sich selbst besser kennenzulernen.

Warum ist das so?

Weil vielen von uns mit der Annahme geprägt wurden, dass man im besten und erstrebenswertesten Land der Welt wohne. Diese Prägung verschließt uns Augen und Verstand vor dem Schlechten, dass das eigene Land tat, und tut sowie die vielen negativen Auswirkungen für andere Menschen. Solange Patriotismus als der Maßstab empfunden wird, wird dieser ein starker Faktor sein, wenn es darum geht, uns blind für bestimmte Tatsachen zu machen.

Stellen Sie sich zwei Streitende bei einem enormen Konflikt vor. Stellen Sie sich weiter vor, es wäre möglich, diese bei der Geburt auszutauschen, so dass sie in der jeweils anderen Position (Kultur) aufwachsen. Würden Sie dann für die andere Seite kämpfen, unter einer anderen Flagge, für eine andere Religion, für eine andere Ideologie?

Es ist ein Fehler, dass wir dazu neigen, überwiegend unsere eigennützige Geschichte zu glauben und darüber hinaus davon überzeugt sind, dass wir die Welt so sehen, wie sie tatsächlich sei und das nur die anderen unverbesserlich, betrügerisch oder selten dämlich sind. Menschen können völlig gegensätzlicher Überzeugung sein, was sie selbst und die Gegenseite anbelangt.

„Hochzivilisierte Menschen fliegen über andere Menschen und wollen diese umbringen, obwohl sie die einzelnen Menschen weder als Feind betrachten – weder das Opfer als individueller Mensch noch der Täter als individueller Mensch. Der Täter tut nur „seine Pflicht“. Demgegenüber sind die Meisten von Ihnen grundsätzlich gutherzige und rechtschaffene Menschen, die sich nie vorstellen könnten, als Privatperson jemanden umzubringen. Jedoch, wenn eine gut platzierte Bombe ein Ziel trifft und Menschen tötet, wird er nie auch nur eine Nacht schlecht schlafen.“ (George Orwell)

Das Nachdenken über die Bedingungen, die Sie kontrollieren, ist eine wesentliche Voraussetzung für das freie Denken eines unabhängigen und eigenständigen Menschen. Das tiefgreifende Wissen über die Welt steht wie noch nie vorher in der Menschheitsgeschichte nahezu jedem Menschen zur Verfügung und Technologien wären durchaus in der Lage, dieses Wissen zu analysieren und Chancen für die - gesunde – Zukunft seriös zur Verfügung zu stellen. Jedoch diese Erkenntnis kann noch nicht aus dem Zwang dieser Kontrolle entweichen. Es braucht hierfür eine Öffnung – out of the Box, die nur über eine Beziehung, mit allem Wissen, der Natur, allen Menschen und Kulturen, seriöser Technologie und dem gemeinsamen Willen und Weg in eine – gesunde – Zukunft, möglich sein wird.

Teil II, am 12. August 2022

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