ROMI - Code der Gewalt: Ursache für Antisemitismus

Entmenschlichung (Verrohung)

Je stärker sich die Polarisierung und die daraus resultierende Separierung beschleunigt, umso schneller steigt auch die Bereitschaft, Gewalt gegenüber einem konstruierten Feindbild einzusetzen . Diese Gewaltbereitschaft fokussiert sich häufig gegen einen Feind von dem man zwar kaum etwas weiß, aber meint, sehr vermuten zu können. Eine emotionale These entsteht, die den Fokus und Willen bestimmt, diese Annahme als Wahrheit zu beweisen. Hierbei werden bestätigende Hinweise herangezogen und widerlegende Hinweise oft entweder ignoriert oder zum Teil mit schwachen Argumenten beiseitegeschoben. Dieser Prozess ist eine der häufigsten Ursachen für Fehlentwicklung basierend auf unwahren Annahmen.

Bereits 1971 hat man nachweislich auch nach dieser Ursache geforscht (Stanford-Experiment - Philip Zimbardo, Milford-Experiment, …). Die Forschungsfrage lautete, unter welchen Umständen Menschen dazu bereit sind, andere zu unterdrücken und zu quälen. Hierzu schlüpften freiwillige Studenten in die Rollen von Gefängniswärtern und Gefängnisinsassen. Bereits nach wenigen Tagen begann sich eine Gewaltspirale zu entwickeln. Das Experiment brachte eine erschreckende Seite zu Tage. Bislang unauffällige und überwiegend friedliebende Menschen, die lediglich eine experimentelle Rolle ausführen sollten, misshandelten andere Menschen aufgrund ihrer Rolle. Selbst der Experimentleiter – Zimbardo, geriet selbst in diese Gewaltspirale. Nur durch die Intervention seiner damaligen Freundin erkannte er diese Entwicklung und begann durch diese Intervention, sich und seinen Experimentverlauf zu hinterfragen. Dieses Hinterfragen führte zu der Entscheidung, das Experiment sofort zu beenden, um Schlimmeres zu verhindern. Dieses Experiment zeigte auf, dass

Brutalität nicht allein vom Individuum ausgeht, sondern von einer Rolle und der jeweiligen Situation bestimmt wird.

Dem Milford-Experiment entsprechend hat ein ähnliches Experiment der BBC (2002) ergeben, dass erst der von außen kommende Impuls – quasi eine Art Führerschaft – ursächlich für die Gewaltspirale ist. So hatte der damalige Leiter des Experiments die Wärter angewiesen, Angst und Furcht zu entfachen, damit das Experiment realistischer wird. Die Rechtfertigung dieser Anweisungen bestand darin, dass nur dadurch brauchbare Ergebnisse erforscht werden könnten.

Das Erschreckende an diesen Experimenten ist, dass die Ergebnisse dieser Experimente, den tatsächlichen Verbrechen oft eins zu eins ähnelten.

Mit dieser Erkenntnis können wir auch der Frage nachgehen: Woher kommt bzw. wie und warum entstand der Antisemitismus? Meine Großeltern waren Juden und mein Vater ist Jude. Er wurde leider in der ehemaligen DDR konditioniert, weder dem Glauben noch seiner eigenen Familiengeschichte nachzugehen. Was ich sehr schade finde. Im Rahmen meiner Untersuchung zur Gewaltentwicklung und -bereitschaft gegen Juden habe ich einen Ansatz gefunden, der die Ursache dieser Gewalt und die Strategien, die sich dahinter verbergen etwas entnebeln. Darauf werde ich in diesem Text und in meinem neuen Buch noch näher eingehen.

Bei einem Besuch im KZ Buchenwald, ich lebte eine Zeitlang in Weimar in einem Internat, erzählte mir mein Vater von unserer Herkunft und von Verwandten, die wegen der NS-Zeit zum Teil entweder nach Kanada geflohen waren oder an Orten wie diesen ermordet wurden. Meine Großmutter, sie wurde damals von einer einflussreichen Familie geschützt, überlebte nur, weil Sie bei dieser Familie als Dienstmädchen getarnt wurde. Das rettete nicht nur ihr Leben, sondern ermöglichte darüber hinaus erst das Leben meines Vaters uns so auch von mir, von meinen Kindern und letztendlich von den hoffentlich noch kommenden Kindern und deren Kinder und …

Der Anblick von Denkmälern und Bilder aus der NS-Zeit, die Unterkünfte, die Foltereinrichtungen bis hin zu den Krematorien, lässt nur bedingt eine Ahnung zu, was diese Menschen damals durchmachen mussten und was ihnen alles Unmenschliche angetan wurde. Der Gedanke daran, wie sich Frauen, Kinder in diesen Lagern gefühlt hatten, ist, und das sollte dieser Gedanke auch sein, unerträglich. Die Vorstellung, dass ihnen ihre die Kinder, die Frau oder ihr Partner genommen wird, ohne dagegen etwas machen zu können, ist grauenvoll. Leider kann ich nicht schreiben, dass es unmenschlich ist, weil Menschen diese Taten begangen haben und noch zum Teil heute begehen. Die Ursachen herauszufinden, ist ein wesentlicher Schlüssel, um dieses menschliche grausame Verhalten, weil es immer noch diese skrupellosen Führer und Rollenverteiler gibt, als unmenschlich aus dem sozialen Miteinander aller Menschen zu verbannen.

Die Verbrechen, die von einer breiten Masse der zum Teil eigenen Bevölkerung begangen wurden und noch werden, sind etwas, was ich nie so richtig begreifen oder wahrhaben wollte. Auch wenn ich heute mit der Entwicklung der „ROMI-Methode“ ein wenig mehr davon verstehe, wie sich derartige Gewalt entwickeln kann, so möchte ich die Tatsache und die Schrecken im Namen von Menschen, noch immer nicht wahrhaben wollen. Jeder war doch selbst mal ein Kind. Selbst Soldaten sind oft auch Eltern von Kindern, haben Familien und kennen das Gefühl, Sorge um sie zu haben. Was bringt diese Menschen dazu, trotzdem anderen Menschen so viel derartiges Leid zuzufügen. Woher kommt das? Wer Kindern, warum auch immer, derartige Qualen zufügt und damit meine ich insbesondere, diejenigen, die das mitzuverantworten haben, der- oder diejenige(n) stellen, aus meiner Sicht, die größte Gefahr für die Zukunft dar. Kinder sollten grundsätzlich als das unschuldigste betrachtet werden, was auf diesem Planeten wandelt. Kinder sind oder sollten in unserer Welt das Symbol für Hoffnung und Zukunft sein. Um dieser Vernunft folgen zu können sollten Sie sich kurz mit der folgenden Fragestellung befassen:

Bestie Mensch – im ICH und im WIR?

Was bringt Menschen dazu sogar Kinder, Frauen u/o überhaupt andere Menschen zu ermorden?

Der Mönch Martin Luther (1483 - 1546), der Begründer eines scheinbar gerechteren christlichen Glaubens, war selbst ein überzeugter Judenhasser. Das ist vielen vielleicht nicht bekannt. Es gibt eindeutige historische Belege hierzu. Und trotzdem wird er bis heute verehrt, ohne diesen blinden Fleck auf seiner historisch überlieferten Weste zu erwähnen. Bereits im August 1514 hetzte er schriftlich, noch vor der Reformation, über das jüdische Volk. Sogar die Faschisten benutzten diese lutherischen Narrative für ihre Propaganda. Werden blinde Flecken wie der damalige gelebte Judenhass von Reformern wie Luther mit zweckdienlichen Aktivitäten (Reformation und Aufklärung der christlichen Kirche) historisch überschrieben?

Woher kommen diese Narrative, die ursächlich für Gewalt bis hin zu Völkermord und Genozide sind?

Während der Zeit von Jesus Christus missionierte der jüdische Glaube ähnlich wie später das Christentum und über 600 Jahre später der Islam - als die drei abrahamitischen Schriftreligionen.

In Judée, dem heutigen Israel lebten um 38 nach Christus ca. eine Million Juden. In Alexandria lebten ca. vier Millionen Juden. Dort war es ihnen möglich, den Glauben frei zu leben. Die jüdische Bevölkerung lebte damals im wachsenden Wohlstand, wodurch sich diese Religion erfolgreich verbreitete und zunehmend an Macht und Einfluss gewann.

Bereits an dieser Stellte stellt sich die Frage: Entwickelte sich aus diesem Wohlstand, Macht und Einfluss → Neid u/o Angst vor dem eigenen Machtverlust? Ist es einfacher den imperativen Wohlstand von Pharaonen und Kaisern zu sichern als den eines ganzen Volkes?

Diese Fragen sind wichtig, weil daraus ein Muster sichtbar werden kann. Warum wurden nicht Römer für den Tod Jesus Christus, der selbst ein Jude war, verantwortlich gemacht, sondern einer seiner Jünger, der auch ganz zufällig Judas hieß? War das bereits schon ein übertragenes Narrativ? Ein römischer Kaiser hätte wohl kaum eine Religion zur Staatsreligion gemacht, wenn die Römer selbst als Sünder für die Ermordung von Gottes Sohn in die Geschichte eingegangen wären.

Ist Neid und Angst eine der Urzelle des Antisemitismus?
Die Polarisierung in benachteiligte und privilegierte Gruppe führte bereits im damaligen Ägypten zu einer Art politischer Hetze - auf unterstem unmenschlichen Niveau. Für damalige Machthaber wurde es zunehmend strategisch interessant, die Ursache für Missstände einer Minderheit zuzuschieben, insbesondere, wenn diese Minderheit Wohlstand besitzt, der neu verteilt werden kann und von eigenen Unzulänglichkeiten ablenkt.

Die Zutaten, um Gewalt entstehen zu lassen, sind sehr häufig einzelne Emotionen. Wut, Verachtung und daraus entstehender Ekel, zeigt sich nicht nur im Handeln, sondern in der Sprache, in der Gestik und in der Verbreitung. Die ROMI-Methode macht diese Emotionen für Sie sichtbar und ermöglicht ihnen, die versteckten Absichten ihres Gegenübers zu entschlüsseln. Ekel ist hierbei die ursächliche Emotion für die Beseitigung von etwas Unerwünschten. Die Emotion Ekel hat eine hohe Aussagekraft über den aktuellen Stand einer zwischenmenschlichen Beziehung. Das Erkennen dieser Emotion, sollte für den Empfänger als unmittelbare Gefahr und als eine mögliche bevorstehende Eskalation erkannt werden.

Wenn ein Glauben eine Art WIR-Sinn hat, so kann dieser einem ICH-Sinn von Machthabern gegenüberstehen. Einem Regenten ist es daher oft nicht unrecht, wenn sich ein Teil der Bevölkerung gegen einen anderen Teil auflehnt, wenn dadurch die eigene Macht gestärkt wird. Diese Weisheit kommt nicht von mir, sondern beschreibt Niccolò Machiavelli bereits 1513 in dessen Buch „Der Fürst“ als eine Art Ratgeber für Macht.

Aus dieser Erkenntnis ergibt sich zudem, dass provozierte gruppendynamische Konflikte auch als Strategien zum Machterhalt Anwendung fanden und noch immer finden. Die strategische Hetze gegen Juden stellt somit eine Art historisch überlieferten Beginn dar. Ähnlich wie bei manipulierter Polarisierung und Separierung (die einen sind die Guten und die anderen die Schlechten) werden neue Machtpositionen aufgebaut u/o erhalten. Indem ein fiktiver Sünden-Pool präsentiert wird, der für jedwede Missstände verantwortlich gemacht werden kann, wird darüber hinweggetäuscht, worum es eigentlich geht, den eigenen Machterhalt zu stärken.

Sobald die Entmenschlichung über die Verbreitung von Narrativen voranschreitet, senken sich die ethischen und moralischen Grenzen, anderen Menschen enormes Leid anzutun. Anhand düsterer Unterstellungen werden noch heute ganzen Menschengruppen aufgrund ihrer Herkunft, ihrer Religion und ihrer Hautfarbe, das Menschsein abgesprochen, um die eigene Interessen zu befriedigen. (Das ICH über dem WIR)

Beispiele für den beginnenden Antisemitismus sind erfundene Fantasie-Berichte über Menschenopferungen zuzüglich einer zunehmenden Darstellung von Juden mit entstelltem Antlitz. Der Judenhut, ein Buckel, Kleinwuchs und die Hakennase wurden so zum überlieferten hetzerischen Symbol für die unterstellte optische Andersartigkeit von Juden. Diese Erzählungen dienten ausschließlich dazu, Gewalt gegen Juden, die zunehmend entmenschlicht wurden, zu legitimieren. In neutralen Überlieferungen gibt es keine derartigen Demütigungen, dass sich jüdische Menschen von anderen in irgendeiner Weise unterschieden haben sollen und wenn wir heute nach Israel schauen, so sehen wir wunderschöne Menschen. Warum also halten sich diese „Fake-News“ damals und noch teilweise heute, wenngleich ein Realitätscheck / Faktencheck diese Narrative niemals bestätigen konnten und können?

Ein Grund dafür, dass diese Strategien heute noch funktionieren und angewendet werden, ist, dass sie noch nicht ausreichend demaskiert wurden. Was fehlt, ist ein Seriositätscheck für Informationen. So arbeiten noch heute separierte Gruppierungen strategisch daran, Juden die Menschlichkeit abzusprechen, um ihnen Gewalt anzutun.

Was der Mensch nicht kennt, ersetzt er mit eigenen Rechtfertigungen, um die eigene Unfehlbarkeit zu schützen. Jedoch die Realität ist, dass man nur das weiß, was man kennt.

Wenn Tatsachen mit Unterstellungen überdeckt werden, um übertragene Missstände zu rechtfertigen, dann werden oft aus wiederholten Unwahrheiten schnell virale angenommene Wahrheiten. Beim Antisemitismus steigerten sich diese Narrative von Unterdrückungsphantasien, Weltherrschaftsunterstellungen, Teufelsanbetungen, Vampirismus, Kannibalismus bis hin zu Opferritualen an Kindern und anderen blutrünstigen Phantasiegeschichten. Die daraus entstandene Dynamik entfaltete sich in Unterstellungen, Ablehnung und Hass gegen ein gesamtes Volk. Was dabei oft nicht betrachtet wurde und wird, ist, dass diese Narrative bis heute nur einen alleinigen Zweck verfolgen, emotionale Stimmungen gegen eine Minderheit zu manipulieren, um die eigene Charakterschwäche zu rechtfertigen, die eigene Macht zu stärken und um sich fremden Besitz anzueignen. Betrachten Sie hierzu auch die Hintergründe und Vorgehensweisen bei der Kolonialisierung (Afrika, Amerika, …)!

Der Code der Gewalt (aktuelles Buchprojekt), beschreibt die Ursachen für die Entwicklung von Gewalt gegen einzelne Personen bis hin zu gesamten Volksgemeinschaften. Dieser Code setzt sich aus folgenden bestimmbaren Parametern zusammen: Polarisierung, Separierung (sinnstiftende Rechtfertigung), geeigneter Täter, geeignetes Opfer, geeigneter Zeitpunkt (Code der Tat), heiße u/o kalte Absicht (Impulsivität / strategisch organisiert) und Verrohung (Entmenschlichung). Die Parameter sind häufig bekannt, jedoch in der Gesamtschau unsichtbar. Das können Sie mit einem Puzzle vergleichen, das mit 1000 Teile einzeln und ohne Bild vor ihnen liegt. Das Erkennen möglicher Motive erlaubt Ihnen mit der Zeit aus einer Ahnung ein Bild entstehen zu lassen, was am Ende die Realität ist – das fertig gestellte Puzzle. Bei der Entwicklung des Menschen ist es etwas komplexer, weil es kein Bild ist, sondern eher ein Film mit ständigen Veränderungen und weiteren Entwicklungen. Was wir dabei berücksichtigen können, ist unser gemeinsamer Fokus auf eine gesunde Zukunft. Hierbei helfen uns diese Parameter, die Ausprägung, zeitliche Entwicklung und letztendlich die Ereignisse, auf die sie uns hinweisen. Was wir hierbei jedoch dringend beachten sollten, ist, unsere Vergangenheit und unsere Systeme ständig und fortwährend zu hinterfragen. Was wir heute als richtig bezeichnen, kann sich morgen schon als falsch darstellen. Eine saubere Fehlerkultur ist daher die Basis, um den Fokus auf eine gesunde Zukunft nicht zu verlieren.

Daher fragen Sie ab und zu ihren inneren (Schneewittchen-) Spiegel, ob es immer noch schön ist, was Sie machen!

Eine Veröffentlichung dieses Artikels ist erwünscht.