Sollte die aktuelle Entwicklung nochmals einen kritischen Blick auf den Zustand des heutigen Journalismus erlauben?
Die zum Teil unreglementierten Fehlentwicklungen seit gut einem Jahrzehnt haben u.a. dazu geführt, dass Journalisten (wie übrigens auch Politiker) soziale Medien zur Meinungsbildung nutzen und ihre Recherchen nicht erst seit dem vermehrten Home Office auf das seit 2009 profilgesteuerte Internet verlagern. Dort bewegen sie sich in ihren Filterblasen.
Bei der beschleunigten Produktion von Nachrichten kommt es meinungsbasiert zu Verknappungen der Darstellung, aufsehenerregenden Überschriften und zu Radikalisierungen der Inhalte, sowie zum Empörung heischenden Aufbauschen von nicht unbedingt realitätsbasierten Kontrasten. Zu den weiteren Fehlentwicklungen zählen die mangelnde Trennung zwischen persönlichem Kommentar und Bericht und die Verwebung tendenzgeschützter Zeitungen mit gebührenpflichtigen öffentlich-rechtlichen Sendern (in Rechercheverbünden oder als Sendungsformate), mit der dem Gebührenzahler zunehmend tendenziöse Berichterstattung präsentiert wird.
Online gestellte Artikel werden zu einem späteren Zeitpunkt im Inhalt verschärft oder abgeschwächt und durch Hashtags interpretiert. Obendrauf kommt die Nutzung der Marketingtools wie Facebook, aber auch Netzwerke mit Einfluss auf Wikipedia sowie der Star auf dem Markt „Twitter“ durch Journalisten zur Eigen-PR, die vor den allgemeinen Entwicklungen ebenfalls fragwürdig erscheint. Das Ganze ist leider nicht so harmlos, wie es zunächst klingen mag, da Journalisten unter Zeitdruck den Content meist ungeprüft übernehmen, häufig sogar nach dem Hörensagen, wie mir kürzlich nochmals vertraulich bestätigt wurde.
Durch ein intendiertes Framing entsteht eine Realität jenseits aller Nachprüfbarkeit, oder wie George Orwell es so schön postulierte: „Wenn alle etwas glauben, und alle schriftlichen Belege dem angepasst worden sind, wird die Lüge zur Wahrheit.“ Die zum Teil mangelnde journalistische Sorgfaltspflicht und das bewusste „Aussitzen“ von berechtigten Beanstandungen durch Betroffene von Falschmeldungen, wie ich es immer wieder erleben musste, entsprechen dem Zeitgeist. Einem Zeitgeist der Narrative. (Danke Dr. Britta Scholz)
Waren früher Inhalte von Medienberichten falsch oder richtig, so zählt für den Erfolg von Narrativen, ob sie interessant genug sind, um Einfluss zu gewinnen und kommerziell erfolgreich zu sein.
Bereits publizierte Falschinformationen sind weitestgehend immun gegen Korrekturen, eben weil es bei den Narrativen ausschließlich um die Interpretation von Fakten geht. Dr. Ajit Maan (CEO „Narrative Strategien und Autor von „Narrative Warfare“) verglich Narrative mit Poesie, von der niemand behaupten würde, sie sei ungenau oder nicht wahr, sondern es zählt, ob sie eine Saite in einem zum Klingen bringen. Und so finden sich oftmals Unbeteiligte plötzlich in das Narrativ einer Story eingewoben, ohne sich rechtfertigen oder Falschaussagen korrigieren zu können – kurzfristig mit teils gravierenden Folgen für die eigene Reputation, aber langfristig eben auch für die Glaubwürdigkeit der Medien. Und diese Entwicklung spiegelt sich wider im Nachlassen des Publikumsinteresses und der Hinwendung zur indirekten Gebührenfinanzierung durch die Zeitungen.
Die „Vierte Macht“ im Staat setzt sich durch die verengte Sichtweise und das unbeanstandete Ausdünnen der Meinungsvielfalt, als ihrem eigentlichen Selbstverständnis innerhalb einer Demokratie sowie den eigenen Verstößen gegen die journalistische Ethik nicht zuletzt einer Beeinflussung durch Dritte aus. Die, wie mir häufig zugetragen wurde, gezielt die Interessen verfolgen, die Sicherheits- und allgemein regulierende Strukturen in Europa zu destabilisieren. Diese Akteure schlafen nicht, sondern sie sind in den sozialen Medien über Bots, Trolls und Fake News, und vernetzten Strukturen übermäßig aktiv.
Bei einigen Journalisten mangelt es nicht selten am analytischen Verständnis für die Auswirkungen und Mechanismen der digitalisierten Welt (traurig aber wahr, ganz simpel z.B. welche Funktion ein Like hat).
Schon längst hat sich ein Teil der hybriden Kriegsführung ins Netz verlagert und das Propagieren von Narrativen wurde damit zu einem wesentlichen Bestandteil, für den sich gutmeinende Journalisten unwissentlich instrumentalisieren lassen.
Mit diesen Themen beschäftige ich mich unter anderem in meinem neuen Buch. Darin werde ich Wege aufzeigen, wie entscheidende Parameter und deren Intensität sichtbar werden, und man intervenieren kann bevor der Zug abgefahren ist.
ROMI bedeutet: Potential suche, finden, fördern und verbinden für eine gesunde Zukunft unserer Kinder – alle Kinder, liebe Freunde. Den Fokus oder die Vision einer gesunden Zukunft vermisse ich aktuell in vielen Debatten.