Ein Vergleich mit zeitgenössischen Denkern und Lehren für FUTUR III
A. Einführung: Gerd Gerken als Pionier der Komplexitätsbetrachtung
Gerd Gerken, der deutsche Trendforscher und Management-Vordenker, hat sich wie kaum ein anderer Denker seiner Zeit mit den Phänomenen Komplexität, Chaos und gesellschaftlichem Wandel auseinandergesetzt. Seine Arbeiten aus den 1990er Jahren zeigen eine bemerkenswerte Voraussicht für Entwicklungen, die heute, im Jahr 2025, unsere Gesellschaft prägen.
In diesem Artikel untersuchen wir Gerkens einzigartigen Ansatz zur Komplexität, vergleichen ihn mit zeitgenössischen Denkern wie Kevin Kelly, Hanjo Rieckmann und Manfred Stüttgen, und analysieren, was das Zukunftsprojekt FUTUR III, eine EU-Bewegung des digitalen Wandelexperten Hans Dieter Gräfen, von seinen Einsichten lernen kann.
B. Gerd Gerkens Verständnis von Komplexität und gesellschaftlichem Wandel
Gerd Gerken entwickelte in den 1990er Jahren eine radikal neue Sicht auf Marketing und Gesellschaft, die sich fundamental von traditionellen linearen Modellen unterschied. Sein Konzept der „fraktalen Marke“ (1994) und seine Analyse des „Endes des braven Konsumenten“ beschreiben eine Welt, die sich durch zunehmende Komplexität und Nicht-Linearität auszeichnet.
C. Schlüsselprinzipien von Gerkens Denken:
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Fraktale Realität: Gerken sah die Welt nicht als geordnetes System, sondern als fraktales Muster, bei dem kleine Veränderungen große, unvorhersehbare Auswirkungen haben können . Diese Sichtweise erinnert an Chaos- und Komplexitätstheorien, die er auf soziale und wirtschaftliche Systeme übertrug.
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Plurale Wahrheiten: In seinem Buch „Trends 2015“ (zusammen mit Michael Konitzer) beschrieb Gerken, wie die traditionellen Ideale von Sicherheit, Ordnung und Linearität durch Überraschung, Chaos und Komplexität ersetzt werden . Er erkannte früh, dass es nicht mehr eine einzige Wahrheit = Absolutismus gibt, sondern mehrere, sich überschneidende und gegenseitig beeinflussende Wahrheiten. Foucault lässt wie Giddens aus der Sozialwissenschaft grüßen.
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Simultane Lebensentwürfe: Gerken beobachtete, dass Menschen nicht mehr ein einziges Leben führen, sondern mehrere parallele Existenzformen entwickeln . Diese Erkenntnis ist heute, im Zeitalter digitaler Identitäten und flexibler Arbeitsmodelle, aktueller denn je.
Die Multioptionsgesellschaft der Postmoderne mit dem Menschen, der als Medium von Ideen in mehreren Systemen verankert ist. Durch Vertrag privat und wirtschaftlich gebunden, multiples Teil in verschiedenen Ganzen.
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Spiritualität im Business: Anders als viele seiner Kollegen integrierte Gerken spirituelle Konzepte wie Meditation und Schamanismus in seine Managementlehren . Sein Buch „Management by Love“ (1994) propagierte eine menschlichere Form der Führung, die emotionale und spirituelle Aspekte einbezog. FUTUR III ergänzt das um einen Erkennungsprozess des MIT von der Intuition und Kreativität über Emotion, Bauchgefühl, Motivation bis hin zur logischen Gestaltung und (sozialen) MetaKognition, um Handlung und Struktur anzupassen. Wir nennen das Psychologisches Change Management.
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Trendforschung als spirituelle Praxis: Gerken inszenierte seine Seminare quasi als religiöse Rituale, bei denen er sich als Mittler zwischen der rationalen Geschäftswelt und den unberechenbaren Kräften des Wandels präsentierte . Sein Ansatz war weniger wissenschaftlich-analytisch als vielmehr intuitiv-prophetisch.
Das geht heute seriöser, z.B. über die MIT NeuroScience Prozess für Executives oder kollektive integriert in Struktur und Handlung über den FUTUR III Adaptions- und Transformationsprozess.
D. Vergleich mit zeitgenössischen Denkern
- Gerd Gerken vs. Kevin Kelly
Kevin Kelly, Mitbegründer des Wired Magazine und Autor von „Out of Control“ (1994), teilt mit Gerken das Interesse an komplexen, sich selbst organisierenden Systemen. Doch während Kelly sich stärker auf technologische Entwicklungen und Kybernetik konzentriert, bleibt Gerkens Fokus auf Marketing und menschlichem Bewusstsein.
Ein wesentlicher Unterschied liegt in der Methodik: Kelly arbeitet wissenschaftlich-fundiert und beschreibt technologische Trends mit großer Präzision.
Gerken hingegen bedient sich einer esoterischeren Sprache, voller mystischer Anspielungen und philosophischer Zitate . Wo Kelly Systeme analysiert, versucht Gerken, sie zu „beschwören“.
- Gerd Gerken vs. Hanjo Rieckmann
Hanjo Rieckmann, deutscher Trendforscher und Autor von „Die neue Lust auf Zukunft“ (2019), steht Gerken thematisch nahe, unterscheidet sich aber in Ton und Zielgruppe. Rieckmann schreibt zugänglicher und weniger esoterisch, richtet sich an ein breiteres Publikum und betont konkrete Handlungsempfehlungen.
Gerkens Stil ist elitärer, seine Seminare richteten sich explizit an hochbezahlte Manager und Werber . Während Rieckmann aufklärerisch wirken will, inszenierte sich Gerken als „Priester der Designerläden“ , der geheimes Wissen an Auserwählte weitergibt.
Rieckmann war praktisch durch seine Management Vergangenheit in einem US Großkonzern und gründete den ersten deutschsprachigen Lehrstuhl für Change Management (auf Anregung von Kurt Lewin).
- Gerd Gerken vs. Manfred Stüttgen
Manfred Stüttgen, Professor für Trendforschung in Köln, vertritt einen akademischeren Ansatz als Gerken. Stüttgens Arbeiten basieren stärker auf empirischer Forschung und soziologischen Theorien, während Gerken sich auf seine persönliche Intuition und weltanschauliche Überzeugungen berief
Ein interessanter Unterschied zeigt sich in der Bewertung von Technologie: Während Stüttgen digitale Entwicklungen nüchtern analysiert, hatte Gerken eine ambivalentere Haltung. In „Trends 2015“ prognostizierte er, dass viele Menschen in virtuellen Welten parallele Leben führen würden - eine Vorhersage, die sich so nicht erfüllte, da sich diese Phänomene eher auf Smartphones und soziale Medien verlagerten. Doch wollen wir hier nicht kleinlich sein. Zukunft darf man nicht detailliert falsch denken sondern grob richtig.
E. Was FUTUR III von Gerd Gerken lernen kann
Das Zukunftsprojekt FUTUR III, das sich mit methodischer statt fataler gesellschaftlicher Entwicklung nach ethischen Grundlagen des Humanismus beschäftigt, könnte Anregungen aus Gerd Gerkens Werk ziehen:
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Den Wandel im Plural denken: Gerken erkannte früh, dass gesellschaftlicher Wandel nicht linear und einheitlich verläuft, sondern aus vielen parallelen, sich überlagernden Strömungen besteht . FUTUR III sollte daher nicht von „der Zukunft“ sprechen, sondern von „Zukünften“ im Plural.
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Spiritualität und Wissenschaft verbinden: Gerkens Integration von östlicher Spiritualität, Schamanismus und modernem Management zeigt, dass Zukunftsentwürfe nicht rein rational sein müssen. FUTUR III könnte noch stärker über das 3. Buch der erklärbaren Grundlagen des iGings als Mutter des digitalen Geistes hinaus untersuchen, wie spirituelle Bedürfnisse in einer hochtechnisierten Welt befriedigt werden können. FUTUR III als Geistesschule für eine digital ent-geistigte Welt?
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Die Macht der Mythen nutzen: Gerken riet Unternehmen, sich an populäre Mythen anzulehnen, da diese eine überzeitliche Gültigkeit beanspruchen . FUTUR III könnte noch deutlicher erforschen, welche neuen Mythen im digitalen Zeitalter entstehen und wie sie für positive Zukunftsbilder genutzt werden können.
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Bottom-up-Prozesse beachten: Gerken und Konitzer beschrieben in „Trends 2015“, wie Veränderungen immer häufiger von verschiedenen Nischen aus („bottom-up“) statt von zentralen Instanzen („top-down“) kommen .
FUTUR III hat zwar für bottom-up in Abstimmung mit top-down bereits einen Steuerungsprozess entwickelt, könnte aber besonders auf marginalisierte Gruppen und Subkulturen achten, die oft Vorreiter des Wandels sind und diese in ihren zweckprogrammierten ECO Systemen eine Übergewichtung geben (z.B. durch vergleichende Experimente) -
Die Ambivalenz der Technologie anerkennen: Gerkens teils utopische, teils kritische Haltung zur Technologie ist realistischer als reiner Technik-Optimismus oder -Pessimismus. FUTUR III sollte weiterTechnologieentwicklungen in ihrer ganzen Widersprüchlichkeit betrachten.
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Komplexität aushalten lernen: Während viele Zukunftsmodelle nach Vereinfachung streben, lehrte Gerken die Akzeptanz von Komplexität und Widersprüchen . FUTUR III sollte nicht versuchen, die Zukunft auf einfache Thesen zu reduzieren, sondern ihre innere Spannung erhalten. Der Beyond the Logic Ansatz mit dem Slogan „Nutze Deine volle Bewusstheit“ geht in die richtige Richtung.
F. Kritische Würdigung und Aktualität
Trotz seiner visionären Einsichten ist Gerd Gerkens Werk nicht unproblematisch. Der SPIEGEL kritisierte 1993 seinen esoterischen, teils sinnentleerten Sprachstil und die hohen Preise seiner Seminare . Auch trafen nicht alle Prognosen aus „Trends 2015“ zu - etwa die Erwartung weit verbreiteter virtueller Parallelwelten.
Dennoch bleibt Gerkens grundlegende Erkenntnis aktuell: Wir leben in einer Ära multipler, sich überlagernder Wandlungsprozesse, die traditionelle Denkmuster überfordern. Seine Betonung von „Chaos, Überraschung und Komplexität“ beschreibt treffend die Herausforderungen des Jahres 2025.
G. Fazit: Gerd Gerkens Vermächtnis für die Zukunftsforschung
Gerd Gerken unterschied sich von Denkern wie Kevin Kelly, Hanjo Rieckmann oder Manfred Stüttgen durch seine einzigartige Verbindung von Marketing-Expertise, spiritueller Tiefe und intuitiver Trenderkennung. Während seine Methode wissenschaftlichen Standards nicht immer genügte, besaß er eine bemerkenswerte Gabe, gesellschaftliche Unterströmungen früh zu erkennen.
Für FUTUR III liegt der Wert von Gerkens Werk weniger in konkreten Prognosen als in seiner Haltung: der Fähigkeit, Komplexität auszuhalten, Widersprüche zu integrieren und Zukunft als vielstimmigen Prozess zu begreifen. In einer Zeit, die nach einfachen Antworten schreit, erinnert uns Gerken daran, dass die wirklich wichtigen Fragen keine einfachen Lösungen haben.
Sein vielleicht wertvollster Beitrag ist die Erkenntnis, dass die Bewältigung der Zukunft nicht nur mehr Wissen, sondern eine neue Form des Bewusstseins erfordert - eine Lektion, die für FUTUR III ebenso relevant ist wie für jeden Einzelnen von uns.
FUTUR III kritisiert daher Wissensmanagement, welches das Nichtwissen im naiven und absolutistischen Positivismus des Westens ignoriert und erweiterte über eine ergänzende = kompensierende soziale Erkenntnis- und Konstruktionsfunktion. Doch geht diese Anregung nicht auf Gerken zurück, sondern auf Luhmanns Politische Planung von 1971, dass die Vorteile des einen (hier Wissen, Struktur, Ordnung) immer durch das andere (hier notwendige Erkenntnis) ergänzt werden muss.
FUTUR III agiert im krassen Widerspruch als Social Enterprise auf Gegenseitigkeit, für Genossen gratis.
Die kommerziellen FUTUR III Partnerausgründungen können sich an den Tagessätzen von Gerke durchaus orientieren. Eine schweizer Strategyzing Beratung hatte in Folge von Gerke Tagessätze von bis zu 100.000 SFR aufgerufen. Als ehemaliger Globaler Sales Director in Zürich hat der Gründer von FUTUR III tiefe Einsichten über Sinn und Unsinn in Projekten in den mächtigsten Organisationen der Welt.
Persönliches Fazit: Gerke hat die unwissenschaftlichen Grenzen der Wissenschaft entschlossen gesprengt. Dass er dafür in eine esoterische Ecke gestellt wurde und Neid provozierte liegt in der Natur der Dinge. Wer das herauszufiltern weiß, der lehnt ihn nicht naiv absolut ab, sondern ordnet seine Arbeiten vor dem Hintergrund der sich entgrenzenden Wissenschaft neu ein. FUTUR III machte das besonders mit Blick auf NeuroScience, Kognitionswissenschaft und Sozialwissenschaften.
Bei Vertiefungsinteresse bitte PN.