Dilemma: Geostrategie Herr Bundeskanzler!

Welche Strategien verfolgt ein autoritäres Land bei einer Einkaufstour in die kritischen Infrastrukturen von immer mehr Staaten?

Ist-Zustand der chinesischen Beteiligungen an europäischen Häfen – nicht abschließend:

  • Rotterdam
  • Zeebrügge
  • Antwerben
  • Dünkirchen
  • Le Harvre
  • Montoir
  • Bilbao
  • Valencia
  • Genua
  • Marseille
  • Thessaloniki
  • Ambarli
  • Marsaxlokk
  • Piräus
  • Duisburg
  • und eventuell bald auch Hamburg?

Die Hauptinteressen China sind vermutlich, die weltweite Lieferketten- und Logistik-Hoheit, um die eigenen Rohstoffe in die Länder zu bringen, bzw. aus den Ländern zu transportieren. Inwiefern die Logistik und Lieferketten eine wesentliche Rolle bei der Versorgung im Krisen- und Kriegsfall spielen, sollte uns die Geschichte lehren.

Die chinesische Reederei COSCO Shipping Ports (CSPL) ist ein staatliches Unternehmen und wird im Ernstfall direkt von Xi Jinping orchestriert. Hierbei handelt es sich um eine logistische Machtposition, bei der dringend davon ausgegangen werden muss, dass, wenn es zum Konflikt kommt, China davon gebrauch machen wird.

Einen unangenehmen Eindruck könnten Sie zum Beispiel gewinnen, wenn Sie nach Sri Lanka schauen. China hatte in dieser Region den strategisch wichtigen Hafen nicht nur wesentlich mit geplant, sondern auch finanziert und den einen u/o anderen mitgeschmiert. Kaum einen sollte es also wundern, dass China mittlerweile für mindestens 90 Jahre die alleinigen Besitzrechte für diesen Hafen in Anspruch nehmen kann. Ähnliches wird immer lauter in Mombasa (Kenia), in Myanmar (dem Gebiet, wo überwiegend die Rohingya lebten, vertrieben und ermordet wurden) und weiteren weltweiten Hafenprojekten - mit ähnlichen Entwicklungen.

Wie gefährlich könnte also die geostrategische Einflussnahme im Ernstfall sein?

Chinas Wirtschaft ist mindestens elf Mal so groß wie die Russische. Daraus entsteht eine enorme Abhängigkeit, in die man sich zunehmend rein(ver)kauft. Eigentlich sollte man aus den jüngsten Ereignissen mit Russland gelernt haben, weil Xi Jinping droht exakt damit, dass bei einer Weigerung Deutschland bezüglich der Beteiligung am Hamburger Hafen enorme wirtschaftliche Konsequenzen erfolgen werden. Das würde bedeuten bzw. das Potential haben, dass fast jede zweite Produktionskette mit einem Schlag still stehen würde.

Wenn Xi Jinping, wie beim Parteikongress in diesem Oktober 2022 deutlich angedroht, in den nächsten Monaten Taiwan, einen der modernsten demokratischen Vorzeige-Staat, wirklich gewaltsam einverleibt. Was passiert dann, wenn die westlichen Staaten Sanktionen verhängen u/o sich in diesen Konflikt einmischen?

Aus Fehlern sollte man lernen. Die jüngsten Erfahrungen haben gezeigt, was passieren kann, wenn man sich von autoritären Staaten abhängig macht. Der Nachrichtendienst warnt eindrücklich vor der Gefahr und den Risiken der Einflussnahme auf unsere kritische Infrastruktur und betont sogar, dass Russland in einem Vergleich nur ein Sturm und China dagegen der Klimawechsel sei.

Warum werden trotzdem diese Hintertüren geöffnet und das Risiko für die kritischen Infrastrukturen erhöht? Scheinheilig, Dummheit oder Erpressung?

Die Chinesen stellen sehr schnell Geld zur Verfügung und sind deshalb sehr beliebt für finanzielle Beteiligungen, weil danach zunächst ein positiver Effekt und Wachstum erreicht wird. Das dieser Erfolg lediglich kurzfristig ist und langfristige kaum Vorteile bringt, scheint bei diesen Entscheidungen kaum eine Relevanz zu haben – oder doch?

Eine der wesentlichen Hauptursachen könnte sein, dass dieses kurzfristige Handeln nicht mit langfristigen geostrategischen Vor- u/o Nachteilen abgewogen wird, weil der formaljuristische Prozess die Zukunft nicht ausreichend auf dem Schirm hat.

Auf die Beziehung zwischen Bundeskanzler Olaf Scholz mit seinem Freund Andreas Rieckhoff - ehem. Stadtrat in der Wirtschaftsbehörde und Vorsitzender der Hafenaufsichtsbehörde HH möchte ich nicht eingehen, weil das sehr spekulativ und unseriös ist. Ferner gehe ich davon aus, dass das Kanzleramt mit diesen Maßnahmen Zeit und Geld gewinnen will, um an einer Strategie der Unabhängigkeit zu arbeiten.

Eine wichtige Erkenntnis beruht darauf, dass gesamteuropäisch gedacht und gehandelt werden muss. Hierzu bedarf es einer europäischen Analyse-Behörde mit operativen Befugnissen, um die geostrategischen Interessen von Europa fortwährend sichtbar und intervenierbar zu gestalten.

Wir sollten keine Zeit verlieren.

2 „Gefällt mir“

Passt zu einem Artikel, den ich in der FAZ gelesen habe.
Im Falle eines Boykotts so dort die Meinung, wird es schwer die Funktionsfähigkeit der o.g. Häfen aufrecht zu erhalten. Die Versorgung droht damit zusammen zu brechen.
Aus alter national-dominierter Sicht macht die Entwicklung genauso sorgen wie die dominanten Stellungen der Meta Group, die mehr und mehr unsere Gesellschaft dominiert, neben der Investitionsfunktion BlackRock, neben der Point of Sales und Logistik Funktion Amazon usw.
Wir leben in einer globalen Welt, die mehr und mehr der Funktionslogik als der abgetrennten Produktlogik im Zeitgeist eines Wiener Kreises folgt.
Die Kernfrage, die wir uns alle stellen müssen ist, welches Ziel wollen wir verfolgen, die Autopoiesis nationaler Staaten oder aber eine substanzielle Welt, welche ihre globalen Krisen auch global managen kann.
Die Digitalisierung ist die heftigste Intervention auf unser soziales Leben. Die Welt ist längst global kommunikativ verbunden und gestaltet sich global in Folge weiter aus. Und unser Bewusstsein ist überfordert, denn unsere Auslegungen über die äußere, sichtbare und erfahrbare Welt stehen vor dem „Tribunal unserer Sinne, nicht einzeln, sondern immer als gesamte Einheit“.
Der Westen hat Schwierigkeiten, das globale Spiel zu gewinnen. Warum? Weil die USA zu trivial organisiert sind und denken (kurzfristige Nutzenmaximierung durch Geld) und die Komplexität der EU (soziale Marktwirtschaft) an der fehlenden Governance der Transformation scheitert. China denkt und agiert strategisch langfristig. Das westliche Institutionenarrangement ist solange ratlos, bis wir die Empfehlungen von Luhmann beherzigen, welche das ROMI Institut bereits für den operativen Einsatz ausformuliert hat. Risiken und Chancen erkennen (China investiert in Häfen). Bewusstsein über Gründe und Folgen kybernetisch erarbeiten. Lösungsstrategien erarbeiten und umsetzen, indem die Organisation angepasst wird.

Scholz fällt immer wie andere Top Entscheider wiederholt auf, dass er naiv mit Lösungen agiert, die den eigenen Status zementieren. Zuerst ignoriert er die Probleme (Aussitzpolitik) um dann, wenn aus verpassten Chancen und Risiken Krisen und Katastrophen werden sich als Helfer zu positionieren, der mit hohen Ressourcen (die nicht er sondern der Steuerzahler zahlt) das Problem zu relativieren, zu assimilieren. Dass er selber Teil des Problems ist und wir uns als System lernend weiter entwickeln müssen (Akkomodation) kommt ihm jedoch nicht in den Sinn, da wir eben keine Lern- und Lösungsfunktion in unseren Systemen haben, die zeigen können, wie kurzsichtig seine Entscheidungen im Grunde sind. Entscheider haben nicht nur in Deutschland Angst ihre eingeschränkte Deutungshoheit zu Gunsten einer überlegenden demokratischen Deutung in Co-Intelligenz (=Systemintelligenz) aufzugeben. Mit anderen Worten, die Governance blockt eigennützig den Einsatz der ROMI Methode, weil diese weiß, dass ihr Mehrwert sonst in sich zusammen brechen würde. Und das in einer angeblichen Demokratie. Es gibt viel zu tun. Doch wer kämpft den notwendigen Kampf, indem er sich mit der Governance anlegt und ihr den Spiegel vor hält? Ich schrieb schon mal vor 18 Monaten. Märtyrer gesucht. Gerne auch weibliche.
Machen wir das nicht, werden wir vermutlich wie vor der letzten Reform 50% unseres Besitzstandes verlieren müssen bevor wir zu Akkommodation bereit sind. Who moved my cheese ist geschichtlich verankert!

2 „Gefällt mir“