Die Bändigung des Rauschhungers: Ein Weg aus der Abhängigkeit

In unserer globalisierten Welt konfrontiert uns das Phänomen der Abhängigkeit mit alarmierenden Zahlen:

Mehr als eine Milliarde Menschen leiden weltweit unter Suchtproblemen. Diese erschreckende Statistik offenbart ein tiefgreifendes menschliches Dilemma, wo jede Minute entscheidend ist – denn alle drei Minuten verliert jemand durch eine Überdosis sein Leben. Während die Wissenschaft tief in das Verständnis des menschlichen Gehirns eingedrungen ist und entschlüsseln konnte, wie und warum Süchte dort ihre verheerende Wirkung entfalten, blieb die Frage nach der Rückgewinnung der Kontrolle über das von der Sucht (gekidnappte) Gehirn lange Zeit ein Bereich mit begrenzten Erkenntnissen.

Meine Arbeit als Ermittler und Analyst hat mich in das Herz dieses komplexen Themas geführt. Durch intensive Untersuchungen und Analysen habe ich bemerkenswerte Einsichten gewonnen, die ein neues Licht auf die Möglichkeiten der Rehabilitation und Prävention von Rückfällen werfen. In diesem Artikel möchte ich diese Erkenntnisse teilen und aufzeigen, wie sie den Weg zu einer effektiveren Behandlung von Suchterkrankungen ebnen könnten. Indem wir das Gehirn nicht als einen passiven Spielball der Abhängigkeit betrachten, sondern als einen aktiven Teilnehmer im Heilungsprozess, öffnen sich neue Türen zur Wiedererlangung der Selbstkontrolle und zur dauerhaften Befreiung von der Sucht.

Betrachten wir den Fall von Peter Hoßfeld, dessen Erlebnis uns in die komplexe Welt der Sucht entführt. Stellen Sie sich vor, es ist zehn Stunden her, dass in Peters Körper ein unsichtbarer Kampf begann. Millionen von Nervenzellen sind in einem Zustand konstanter Aktivität. Sein Gehirn, seine Muskeln und das Herz befinden sich in einem Zustand extremer Belastung. Peters T-Shirt klebt schweißnass an seinem Körper, das Fieberthermometer zeigt 40 Grad Celsius. Halluzinationen nehmen an Intensität zu; sein Körper beginnt zu zittern, die Muskeln krampfen.


Stellen Sie sich nun vor, wie Peter in diesem Moment um Atem ringt, bis schließlich sein Herzschlag aussetzt. Er, ein Alkoholiker, stirbt nur einen Tag nach seinem 46. Geburtstag. Der Grund ist nicht ein Übermaß an Alkohol oder ein Zusammenbruch der Organe durch langjährigen Konsum. Es ist das abrupte Ende der Alkoholzufuhr, die seinen Körper in einen Zustand des Krieges versetzt. Ärzte nennen es Delirium Tremens - eine Art tödlicher Anfall, der während eines abrupten Entzugs auftritt.

Versetzen Sie sich nun in die Lage eines Forschers, der dieses Phänomen beobachtet: Was geschieht während des Entzugs im Körper? Welche Prozesse treiben die Sucht an und was entfacht den unstillbaren Rauschhunger? Und gibt es eine Möglichkeit, diesen Hunger zu stillen, ohne dabei zu Grunde zu gehen?

Diese Fragen sind der Schlüssel zum Verständnis der Abhängigkeit und zur Entwicklung von Behandlungsmethoden. In meiner Arbeit habe ich einige Entdeckungen gemacht, die nicht nur Einblick in die Dynamik der Sucht geben, sondern auch praktikable Lösungen aufzeigen, um die Sucht zu überwinden, ohne dabei die Gesundheit zu gefährden.

Das Rätsel des Verlangens: Wie unser Gehirn nach „Suchtmitteln“ greift

In unserer Welt der unbegrenzten Möglichkeiten und Genüsse, von Zucker über Alkohol, Nikotin, Marihuana, Kokain, Heroin bis hin zu den endlosen Verlockungen der digitalen Welt wie sozialen Medien und Online-Gaming, gibt es einen gemeinsamen Nenner, der all diese unterschiedlichen Quellen der Befriedigung verbindet: Dopamin. Dieser Botenstoff, zentral für unser Belohnungssystem, wird bei Konsum dieser Substanzen und Verhaltensweisen in erhöhtem Maße ausgeschüttet und aktiviert damit unsere neuronalen Suchtschaltkreise.

Studien haben gezeigt, dass die Dopaminausschüttung beim Konsum zuckerhaltiger Nahrung um 50 Prozent ansteigen kann. Im Vergleich zu anderen Substanzen mag dies moderat erscheinen. Doch Marihuana erhöht diesen „Glücks-Hurrikan“ um 175 Prozent, Alkohol um 200 Prozent, und der Konsum von Kokain, intensives Online-Gaming oder die Interaktion mit sozialen Medien können ihn sogar um bis zu 400 Prozent steigern. Diese massiven Dopamin-Ausschüttungen führen dazu, dass mehr Nervenzellen auf die jeweilige Substanz oder Tätigkeit ansprechen. Je mehr Nervenenden zur Verfügung stehen, an denen die Moleküle andocken können, desto intensiver wird das angenehme Gefühl wahrgenommen. In den Worten mancher Experten ist Sucht daher eine Art pathologisches Lernen.

Führende Neurologen wie Nora Volkow, vom National Institute on Drug Abuse, haben die Rolle des Dopamins im Kontext von Sucht und deren Behandlung untersucht. Ihre Arbeiten haben gezeigt, dass die chronische Überstimulation des Belohnungssystems des Gehirns durch diese Substanzen zu einer Art Toleranz führt, wodurch immer mehr der Substanz benötigt wird, um dieselbe Wirkung zu erzielen. Dieses Phänomen wird als neuroadaptive Veränderung bezeichnet und ist ein Schlüsselelement im Verständnis der Suchtentwicklung.

In meinen eigenen Ermittlungen hierzu habe ich einige Puzzleteile miteinander verbunden und innovative Ansätze zur möglichen Behandlung und Prävention von Suchterkrankungen entdeckt. Diese Ansätze zielen darauf ab, die neuroadaptive Dynamik zu unterbrechen und neue Wege zur Überwindung der Sucht zu eröffnen, ohne dabei die körperliche und psychische Gesundheit zu gefährden.

Bei der Suchtproblematik und den damit verbundenen Folgen stellt sich die Frage nach der Anzahl der Menschen, die beispielsweise 2023 an einer Überdosis gestorben sind. Die verfügbaren Daten darüber zeigen, dass allein in den USA im Zeitraum von 12 Monaten bis Mai 2023 etwa 112.000 Menschen an einer Überdosis starben, was einem Durchschnitt von 307 Todesfällen pro Tag entspricht​​. Diese Zahlen verdeutlichen die Dringlichkeit, effektive Therapieansätze zu entwickeln und einzusetzen, um dieser schwerwiegenden Gesundheitskrise entgegenzuwirken.

Dr. Jens Reimer, Leiter des Zentrums für Interdisziplinäre Suchtforschung am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), erwähnt hierzu, dass Drogen in de Art und Weise wie Trojaner ins Gehirn eindringen und dort Verbindungen kapern, die eigentlich für andere Zwecke wie die Nahrungsaufnahme vorgesehen sind. Dieses Phänomen des sogenannten „Suchtgedächtnisses“ erklärt, warum der Konsum von Suchtmitteln so schwer zu überwinden ist und warum Versuche, damit aufzuhören, manchmal tödlich enden können.

Interessante Ermittlung am Rande:

Die Rolle Chinas in der Verbreitung von Fentanyl in den USA und die damit verbundenen Implikationen sind sowohl historisch als auch aktuell bedeutsam. Fentanyl, ein starkes synthetisches Opioid, verursacht viele Drogentodesfälle in den USA. Seit 2019 ist Fentanyl die Haupttodesursache bei Amerikanern im Alter von 18 bis 45 Jahren. China, als primäre Quelle für Fentanyl, hat 2019 den Export in die USA verboten, doch der Handel hat sich auf Mexiko verlagert. Die heutige Fentanyl-Krise kann als eine Art historische Rache für die Opiumkriege des 19. Jahrhunderts gesehen werden, eine Umkehrung der Drogendynamik, bei der jetzt die tödlichen Opiate in die entgegengesetzte Richtung fließen. Zusätzlich gibt es Bedenken bezüglich neuer Behandlungsmethoden für Adipositas, wie die „Diabetes-Spritze“ Semaglutid, die potenziell Suchtgefahren birgt. Diese Entwicklungen beleuchten die Notwendigkeit, sowohl die globalen Drogenhandelsketten als auch die langfristigen Auswirkungen neuer Behandlungsmethoden zu verstehen und zu überwachen.

Allgemeines medizinisches Verständnis über die Risiken und Behandlungsmethoden eines Alkoholentzugs:

  1. Kalte Entzug von Alkohol: Der kalte Entzug (abruptes Beenden des Alkoholkonsums ohne medizinische Unterstützung) ist ein hochriskantes Unterfangen. Dies liegt an den schwerwiegenden körperlichen und neurologischen Auswirkungen, die mit dem abrupten Absetzen von Alkohol einhergehen können, insbesondere bei Personen mit schwerer Alkoholabhängigkeit.

  2. Wirkung von Alkohol auf das Gehirn: Alkohol beeinflusst verschiedene Botensysteme im Gehirn, einschließlich der GABA- und NMDA-Rezeptoren. Bei einem abrupten Entzug können diese Rezeptoren hyperaktiv werden, was zu schweren Entzugssymptomen führen kann.

  3. Sedierende Wirkung von Alkohol: Die sedierende (beruhigende) Wirkung von Alkohol, besonders in höheren Dosen, kann bei chronischem Gebrauch zu einer Art „Dämpfung“ des zentralen Nervensystems führen. Der abrupte Entzug von Alkohol kann daher zu einer Art „Rebound“-Effekt führen, bei dem das Gehirn und der Körper überaktiv werden.

  4. Delirium tremens: Dies ist eine potenziell lebensbedrohliche Komplikation des Alkoholentzugs, die durch Verwirrtheit, schnellen Herzschlag, hohes Fieber und in schweren Fällen durch Krampfanfälle gekennzeichnet ist.

  5. Medikamentöse Unterstützung: Medikamente wie Naltrexon und Buprenorphin können verwendet werden, um die Symptome des Alkoholentzugs zu mildern. Diese Medikamente wirken auf die Opioidrezeptoren im Gehirn, um die Entzugssymptome zu lindern.

  6. Prozessdauer: Die Dauer des Entzugsprozesses hängt von verschiedenen Faktoren ab, einschließlich der Drogengeschichte und der Schwere der Abhängigkeit.

Drei Buchstaben als Schlüssel zur Befreiung - TMS

In einer bemerkenswerten Wendung in der Suchttherapie hat die transkranielle Magnetstimulation (TMS) viel Aufmerksamkeit erregt. Eine Studie aus dem Jahr 2023 zeigt, dass TMS, insbesondere in seiner wiederholten Form (rTMS), vielversprechend in der Behandlung von Kokainabhängigkeit ist. Diese Methode nutzt Magnetfelder, um gezielt Gehirnareale zu stimulieren, die mit dem Suchtverhalten verbunden sind. Die Studie ergab, dass hochfrequente rTMS-Behandlungen über den linken dorsolateralen präfrontalen Kortex das Verlangen nach Kokain und impulsives Verhalten signifikant reduzieren können.

Darüber hinaus wird die transkranielle Magnetstimulation (TMS) nicht nur bei Kokainabhängigkeit, sondern auch bei anderen Suchterkrankungen erforscht. Eine systematische Überprüfung und Meta-Analyse der Neuromodulationstherapien für Substanzgebrauchsstörungen (SUDs) aus dem Jahr 2023 ergab, dass TMS das Potenzial hat, die Behandlung verschiedener SUDs, einschließlich Alkohol-, Tabak-, Cannabis-, Stimulanzien- und Opioidabhängigkeit, zu verbessern. Die Studie zeigte, dass rTMS den Substanzgebrauch und das Craving reduziert, wobei die Ergebnisse am vielversprechendsten sind, wenn mehrere Stimulations-Sitzungen angewandt werden und der linke dorsolaterale präfrontale Kortex das Ziel ist​​.

Ein Teil des Gedächtnis des Gehirns ist nach dem Tod noch aktiv!

In der Welt der Suchtbehandlung bleibt eine erschreckende Erkenntnis bestehen: Das Suchtgedächtnis im Gehirn kann ein Leben lang aktiv bleiben. Selbst Jahre nach der Entgiftung kann der Konsum einer einzigen Zigarette, einer Heroin-Dosis oder eines Schluck Alkohols das Suchtgedächtnis reaktivieren. Diese „Schläferzellen“ der Sucht bleiben im Gehirn latent vorhanden und können jederzeit aktiviert werden. Ein bemerkenswerter Aspekt der Suchtforschung zeigt, dass selbst in Gehirnen verstorbener Abhängiger noch aktive Suchtbotenstoffe nachweisbar sind. Dies wurde in einer Studie der Medizinischen Universität Wien gezeigt, die feststellte, dass das Protein FosB, das in der Belohnungsregion des Gehirns bei Suchterkrankungen modifiziert wird, selbst nach dem Tod noch nachweisbar ist. Dies unterstreicht die Persistenz des Suchtgedächtnisses und die Notwendigkeit einer langfristigen Nachsorge und psychologischen Unterstützung bei der Suchtbehandlung​​.

Quellen

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Der Artikel ist sehr gut recherchiert und mit wissenschaftlichen Quellen unterlegt. Zudem noch aktuell.

Ich möchte dem ergänzend hinzufügen, dass Backofen das beste Medikament gegen Alkoholsucht ist, es wurde in Frankreich entwickelt, was sehr gut hilft bei Alkoholsucht.

Das Gehirn verändert sich ständig (zum Glück) - Herr Mitera nennt es neuroadaptiv. Alleine schon die Repräsentanz des Daumens hat sich in den letzten 10 Jahren enorm erhöht im Gehirn. Je mehr man bestimmte Araele fördert oder gebraucht, desto mehr sind sie repräsentiert im Gehrin. Daher kann es nur hilfreich sein, neue Areale aufzubauen und häufig zu nutzen, um neue Verhaltensweisen anzuvisieren und einzutrainieren, damit auch die Synapsen und Verbindungen im Suchtgedächtnis weniger oft gebraucht werden. Am besten man moduliert sein Gehirn aktiv und lässt sich davon nicht passiv beeinflussen. Wenn man zum Beispiel bereits ein Suchtgedächtnis hat, dann muss man ganz neue Autobahnen im Hirn erschaffen: zum Beispiel Fernkurse machen, egal welche, Sport und Fitness, Gehirnjogging, Merkspiele, neue Hobbies entwickeln, neue Dinge ausprobieren und auch oft anwenden. Das Gehirn ist ähnlich wie ein Dschungel, denn die Trampelpfade, die zu Wegen und zu Straßen werden, kann man selbst beeinflussen und steuern. Und es ist auch wie ein Muskel, man muss die Areale nutzen und fördern, die mehr werden sollen.

Nicht nur “nicht daran denken”, dass der Alkoholiker nichts trinken sollte, sondern aktiv das “Wasserglas” des Gehirns befüllen mit neuen Inhalten, sodass man die negativen Arealen verdrängt durch positive neu entstehende Areale.

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