Der Wandel im Gesundheitswesen: Vom Produkt zum System des Systems

Vorbemerkung: dieser Artikel wurde zur Ausgründung von FUTUR III Salud in Spanien erstellt, gilt aber entgrenzt.

A. Vom Produkt zum System im System – die neue Rolle des Patienten

Das Gesundheitswesen durchläuft eine tiefgreifende Transformation, angetrieben durch die Digitalisierung und die Integration intelligenter, vernetzter Technologien.

Dieser Wandel führt nicht nur zu Veränderungen bei Ärzten und Pharmaunternehmen, sondern revolutioniert insbesondere auch die Rolle der Patienten. Wie Porter & Heppelmann in ihren bahnbrechenden Artikeln in der Harvard Business Review (2014, 2015) zeigen, entwickeln sich Einzellösungen zu komplexen Systemen von Systemen (Systems of Systems, SoS), in denen der Patient zunehmend zum aktiven „Kapitän seiner Gesundheit“ wird.

B. Der mündige Patient im digitalen Gesundheitsökosystem

Vom passiven Empfänger zum aktiven Mitgestalter

Die Digitalisierung hat die Arzt-Patienten-Beziehung grundlegend verändert. Während Ärzte weiterhin als wichtige Autoritäten in der Gesundheitsversorgung angesehen werden, ermöglicht der Zugang zu medizinischen Informationen über das Internet und mobile Anwendungen den Patienten heute eine aktivere Rolle in ihrem Gesundheitsmanagement . Dies führt zu mehr Transparenz, aber auch zu neuen Herausforderungen:

  • Hinterfragen von Diagnosen: Knapp die Hälfte der Ärzte berichtet, dass Patienten gelegentlich (40%) ihre Diagnosen hinterfragen

  • Wunsch nach Mitverantwortung: 72% der Patienten wünschen sich mehr Verantwortung bei der Übermittlung medizinischer Unterlagen, 67% bei der Terminverwaltung

  • Selbstmonitoring: Patienten werden zunehmend zu „Produzenten“ von Gesundheitsdaten durch Wearables und Gesundheits-Apps. Angela Merkel zeichnete unseren Prototypen eines vernetzten Vital Tagebuches für pflegebedürftige Menschen bereits 2017 aus.

C. Digitale Werkzeuge für patientenzentrierte Versorgung

Das Bundesgesundheitsministerium treibt mit Initiativen wie der elektronischen Patientenakte (ePA), dem E-Rezept und digitalen Gesundheitsanwendungen (DiGA) eine stärkere Patientenbeteiligung voran.

Das Nationale Gesundheitsportal bietet zudem wissenschaftlich fundierte Informationen, um informierte Entscheidungen zu ermöglichen.

Besonders deutlich wird dieser Wandel in der Onkologie, wo Patienten zunehmend Zugang zu ihren genomischen Daten, bildgebenden Befunden und Therapieoptionen erhalten – unterstützt durch KI-gestützte Systeme wie KITTU, die interdisziplinäre Tumorkonferenzen unterstützen [context from previous answer].

Enttäuschend ist jedoch, dass die EU Wohnfreizügigkeit vollkommen ignoriert wird. Lebt man im EU-Ausland und erkrankt dort an Krebs fällt man schon bei der Schwerbehinderten-Meldung für die dt. Rente durch das Raster.

D. Konsequenzen für das Gesundheitswesen

  1. Neue Anforderungen an Ärzte

Ärzte müssen sich auf diese veränderte Dynamik einstellen:

  • Digitale Lotsenfunktion: Ärzte werden zunehmend zu Beratern / Coaches in digitalen Gesundheitsfragen. Erste ECO-Systeme von Ärzten und Ernährungsberatern usw. gründen sich zur durchgehenden Patientenbetreuung
  • Erhöhter Beratungsaufwand: Die Einordnung patientenseitig erworbener Informationen führt zu höherem Beratungsbedarf
  • Ethik und Recht: Neue Herausforderungen in der Aufklärung über KI-gestützte Entscheidungen

E. Veränderungen in der Pharmaindustrie

Pharmaunternehmen passen ihre Geschäftsmodelle an:

  • Patienten als Datenlieferanten: Nutzung von Echtzeitdaten aus vernetzten Systemen für personalisierte Medikamente
  • Direktpatientenkommunikation: Digitale Therapiebegleitung über Apps und Monitoring-Systeme sind sinnvoll, stoßen aber zumindest teilweise an rechtliche und ethische Bedenken
  • Ergebnisbasierte Vergütung: Neue Geschäftsmodelle jenseits des reinen Produktverkaufs erwachsen durch vertikale Integration rund um Patientengruppen bis zu vollständigen Lösung (Health as a Change Service bzw. System).

F. Herausforderungen und Chancen

  1. Risiken der digitalen Spaltung

Trotz der positiven Entwicklungen besteht die Gefahr eines „digital divide“:

  • Ungleicher Zugang zu digitalen Gesundheitsangeboten
  • Wissensdefizite bei bestimmten Patientengruppen
  • Altersbedingte Unterschiede in der Nutzung digitaler Tools
  1. Potenziale für eine bessere Versorgung
  • Verbesserte Adhärenz durch bessere Information und Einbindung der Patienten
  • Präzisionsmedizin: Individuelle Therapien basierend auf patientengenerierten Daten
  • Demokratisierung des Wissens: Projekte wie KI-Sherpas könnten hochkompetente Beratung für alle verfügbar machen

G. Fazit: Das Gesundheitssystem der Zukunft

Die Digitalisierung transformiert das Gesundheitswesen zu einem dynamischen System of Systems, in dem Patienten, Ärzte, Pharmafirmen und Technologieanbieter mit Ernährungs- und Bewegungsexperten in neuen Konstellationen zweck-oroientiert und organisiert interagieren.
Durch konsequente Anwendung des FUTUR III Wandelprozess könnte ich in meiner heftigen Erkrankung die Übersicht trotz über Landesgrenzen verteilter Betreuung und Beratung behalten und mit außergewöhnlichen Ergebnissen meine eigene Gesundheit besser steuern, als ein abgetrennter Arzt.

„Die Digitalisierung verbindet und beschleunigt die Kommunikation und damit Systeme dermaßen, dass sich abgegrennte Ärzte zunehmend verbinden.“

Wie Porter & Heppelmann zeigen, erfordert dies grundlegend neue Denkansätze, Strukturen und Abläufen.

Der noch vorherrschende Bezug auf Produktentwicklung löst sich „untersinnig“ auf.
Der Patient als zentrale Akteur – als „Kapitän seiner Gesundheit“, der jedoch weiterhin auf die navigatorische Unterstützung durch medizinische Fachkräfte angewiesen ist.

Die vollständige Realisierung dieser Vision erfordert jedoch noch die Überwindung technischer, regulatorischer, sozialer und wir wie in COVID sahen politischen Hürden.

Ausblick: ich habe meine gut 20 jährige Erfahrung in LifeScience und jetzt als betroffener Patient an Anabel und ihr Team weiter gegeben, nach Abschluss der FUTUR III Masterclass. So möchte ich anderen Patienten und ihren Familien & Freunden helfen, nicht „Opfer“ einer abgetrennten Produktpolitik zu werden, sondern die Kybernetik der Erkrankungen als zwingende Vorbedeutung zu verstehen und erst danach die Lösungsideen in Handlung und Struktur zu bringen.

Wer etwas Spanisch versteht, hier ein Bild von Anabel, wie man durch tägliche soziale Dinge, für die es keinen Deal braucht zu seiner Gesundheit beitragen kann :four_leaf_clover: