ADHS ist keine Krankheit - das System ist es

ADHS-Ambivalenz: Warum wir neurodiverse Denker nicht absolut pathologisieren dürfen

Vorbemerkung: Beachten Sie unbedingt den Hinweis am Ende des Kapitels F, vor dem Anhang G und H.

A. Die ignorierte Ambivalenz: ADHS zwischen Stärke und Stigma

In einer Welt, die lineares Denken, schnelle Anpassung und bedingungslose Compliance belohnt, werden Menschen mit ADHS oft vorschnell als „krank“ abgestempelt.

Ich weiß wovon ich rede, 2 meiner Kinder und vermutlich ich selber sind außergewöhnliche Denker, die besonders Perfektionisten und ängstliche Systeme in ihren Strukturkorsett an ihre Grenzen führen und daher von bewahrender Macht gefürchtet werden.

Doch was, wenn die scheinbare „Störung“ eigentlich eine evolutionäre Antwort auf die Komplexität der Welt ist?

Was, wenn ihr „chaotischer“ Geist nicht defizitär, sondern notwendig differenziert ist?

Die Realität ist: ADHS-Denker sind die natürlichen Gegenspieler autoritärer Machtstrukturen.

Sie denken nicht in engen Bahnen, sondern breit und tief – wie eine KI, die alle möglichen Szenarien durchspielt. Doch statt diese Qualität zu fördern, zwingen wir sie in ein System, das Diversität als Devianz bestraft.

B. Der toxische Glaubenssatz: „Ein guter Mitarbeiter springt nie höher als er muss“

In einem Weltkonzern, in dem ich bis ins Vorstandsbüro tiefe Einblick hatte, herrschte dieser dogmatische Satz. Doch ist er in der digitalen Transformation nicht längst obsolet?

Kevin Kelly, Mitbegründer des „Wired Magazins“ (Bild unten) argumentiert genau andersherum:

„Die Zukunft gehört denen, die höher springen, als erwartet.“

Kevin Kelly ist einer der tiefsten Denker, wie Systeme sich in zunehmender Komplexität und Geschwindigkeit am Leben erhalten können. Pflicht für jeden CEO und Change Manager.

Doch die Lösung ist nicht, Hierarchien komplett im primitiven Geist der Pferdekutschenzeit, also dem Absolutismus zu zerschlagen – das wäre der gleiche Fehler, nur auf der anderen Seite des Kreises.

Strukturen geben Sicherheit und Effizienz. Aber ihr Schatten – die Unterdrückung unkonventionellen Denkens – muss kompensiert werden.

FUTUR III zeigte, wie das geht: Indem wir traditionelle Stärken bewahren, aber gleichzeitig ambivalente Organisationsformen schaffen, die neurodiverse Talente integrieren. Wenn die Governance Systempsychologie mal nicht fahrlässig ignorieren würde.

C. Der Ritalin-Skandal: Wie wir kreative Geister gefügig machen

Es ist ein gesellschaftlicher Skandal, wie Kinder und Jugendliche mit ADHS vorschnell medikamentös ruhiggestellt werden. Studien zeigen:

  • Ritalin unterdrückt kreatives Denken: Eine Studie der University of Michigan (2015) fand heraus, dass ADHS-Medikamente zwar die Konzentration steigern, aber gleichzeitig divergentes Denken – also die Fähigkeit, ungewöhnliche Lösungen zu finden – hemmen

  • Neurodiversität als Innovationsfaktor: Laut einer Harvard-Studie (2020) sind Teams mit neurodiversen Mitgliedern 30% innovativer, weil sie Probleme aus mehr Perspektiven betrachten

  • Langfristige Folgen von Übermedikation Eine Langzeitstudie des Journal of Child Psychology and Psychiatry (2019) warnt davor, dass eine rein pharmakologische Behandlung von ADHS ohne begleitende Förderung zu erhöhter Depressionsrate im Erwachsenenalter führen kann.

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FUTUR III fordert: „Statt ADHSler mit Medikamenten „anzupassen“, sollten wir ihnen helfen, ihre geistige Wildheit sozial gewinnbringend zu kanalisieren.“

Das bedeutet:

  1. Selbstkontrolle statt Fremdkontrolle: Trainieren, impulsives Denken in strukturierte Kreativität zu lenken – ohne die ursprüngliche Qualität zu zerstören

2… Schulen, die Differenzierung leben
Spezielle Zukunftsschulen, in denen neurodiverse Kinder nicht als Problemfälle, sondern als Pioniere eines neuen Denkens gefördert werden

D. FUTUR III: Ein Modell für die Schule von morgen(?)

Forschungsprojekte von FUTUR III in Praxis und Wissenschaft (World Awards, Auszeichnung in der Forschung) zeigt, wie eine ambivalente Organisation funktioniert:

  • Struktur UND Freiheit: Klare Rahmen durch Aufbau und Prozess, aber innerhalb dieser Freiräume für experimentelles Denken. Mit laufender Qualitätssicherung
  • Neurodiverse Teams: Gemischte Gruppen, in denen ADHS-Denker, Autisten und „Neurotypische“ voneinander lernen statt sich zu fürchten
  • Feedbackkultur statt Bewertungswahn: Kein „Defizit-Fokus“, sondern eine Kultur, die Stärken identifiziert und ausbaut!

E. Empfehlung: Schulen der Differenz

Wir brauchen Zukunftsschulen, die:

a) individuelle Lernpfade ermöglichen (kein Einheitslehrplan)

b) Kreative Formate wie Design Thinking und Open-Space-Lernen nutzen. FUTUR III hat diese Puzzleteile in einen end2end Prozess zum Nutzen des Ganzen integriert

c) Medikation nur als letzte Option sehen und stattdessen neuropsychologisches Coaching anbieten

F. Fazit: ADHS ist kein Defekt – das System ist es!

Neurodiverse Menschen sind nicht krank. Wir halten sie nur nicht fair. Die Masse erdrückt sie quantitativ, weil sie ihre wilde Qualität als Randgruppe fürchtet. Doch genau diese Qualität brauchen wir jetzt im Wandel.

Es ist Zeit, ADHS nicht als Störung, sondern als Differenzierungsvorteil zu begreifen.
Nicht mit Ritalin betäuben, sondern in Schulen und Unternehmen Räume schaffen, in denen diese Denker die Zukunft vorausdenken und gestalten können. Sinnvoll eingebunden durch einen Führungsprozess.

„Denn wer höher springt, als er muss, sieht weiter als alle anderen“ - ein Betroffener mit dem wir gerade auf der Finca sein Leben so konstruieren, dass er sich selbst wieder zufrieden im Spiegel betrachten kann. Dazu wird er in der FUTUR III Master Class die notwendigen Werkzeuge lernen.

Wichtiger Hinweis: dieser Artikel darf nicht absolut verstanden werden. Ich berichte hier von eigenen Erfahrungen und Austausch mit Betroffenen bzw. Angehörigen. Es gibt sicher schwerere Fälle, wo eine ärztliche Behandlung mit Medikamenten alternativlos ist.

Es gibt jedoch Alternativen, wie man durch was durch Erkenntnisse - besonders aus NeuroScience - die Selbstkontrolle der Konzentration und Ablenkung trainieren kann. Meditation, MetaKognition, EEG-Spiele und feste Strukturen mit Belohnungen zeigen erstaunliche Resultate.
Sprechen sie auf jeden Fall mit qualifizierten Psychologen und Ärzten ihres Vertrauens.

G. Zahlen zum Umfang und Geschäft mit ADHS

Hier einige Fakten zu ADHS

  1. Prävalenz (Anteil)
    Weltweit wird ADHS bei etwa 5-7% der Kinder und Jugendlichen diagnostiziert. Bei Erwachsenen liegt die Prävalenz bei etwa 2-4%.

In Deutschland liegt die geschätzte Prävalenz bei Kindern und Jugendlichen bei circa 5%, wobei die Dunkelziffer wahrscheinlich höher ist.

  1. Umsatz mit Ritalin-Produkten und anderen Medikamenten
    Ritalin (Wirkstoff Methylphenidat) ist eines der bekanntesten Medikamente zur Behandlung von ADHS.
    Der globale Markt für ADHS-Medikamente wird auf mehrere Milliarden US-Dollar geschätzt. Im Jahr 2022 lag der weltweite Umsatz für Methylphenidat-Produkte (wie Ritalin, Medikinet, Concerta) bei etwa 3-4 Milliarden US-Dollar.
    In den USA ist der Markt besonders groß, da dort die Verschreibungshäufigkeit höher ist. Die USA machen einen Großteil des weltweiten Umsatzes aus, mit Schätzungen von über 2 Milliarden US-Dollar jährlich nur für Methylphenidat-Produkte.

  2. Entwicklung und Trends
    Die Diagnosezahlen in manchen Ländern steigen, was auf eine erhöhte Sensibilisierung und bessere Diagnostik zurückzuführen sein könnte.
    Es gibt eine zunehmende Diskussion über die medikamentöse Behandlung versus alternative Ansätze wie Verhaltenstherapie.
    Neue Medikamente und langfristige Studien zur Wirksamkeit und Sicherheit werden kontinuierlich entwickelt.

  3. Globaler und regionaler Vergleich
    Nordamerik (insbesondere USA): Höchste Verschreibungshäufigkeit und Marktanteil. Dort wird ADHS häufiger diagnostiziert und medikamentös behandelt.

Europa: Verschreibungspraxis ist unterschiedlich, mit insgesamt geringeren Raten als in den USA. In Ländern wie Deutschland, UK und Skandinavien ist die Diagnose und Behandlung gut etabliert, aber weniger verbreitet als in Nordamerika.

Asien: Wird zunehmend erkannt, die Diagnose- und Behandlungsraten steigen, aber noch immer niedriger als in westlichen Ländern.

Afrika und Teile Asiens: Weniger Diagnosen, oft wegen geringerer Ressourcen, weniger Bewusstsein und kultureller Unterschiede.

H. ADHS-Selbsttests,
die als erste Orientierung dienen können. Allerdings ersetzen sie keine professionelle Diagnose durch einen Psychiater, Psychologen oder Neurologen.

ADHS-Screening-Fragebögen / Selbsttest

1.Adult ADHD Self-Report Scale
Entwickelt von der WHO für Erwachsene
mit 6 Schlüsselfragen zu Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität.
Online verfügbar (z. B. auf WHO- oder ADHS-Infoportalen)

  1. ADHS-Selbsttest für Erwachsene nach DSM-5
    Basiert auf den offiziellen Diagnosekriterien. Fragt Symptome aus Kindheit und Erwachsenenalter ab

  2. Wender-Utah-Skala (für Erwachsene mit Verdacht auf ADHS seit der Kindheit)
    Bewertet retrospektiv kindliche ADHS-Symptome

  3. Conners-Skala (für Kinder/Jugendliche, Elternfragebogen)
    Wird oft in klinischen Settings genutzt

Wichtige Hinweise:

  • Ein positiver Selbsttest bedeutet nicht automatisch ADHS – viele Symptome überschneiden sich mit anderen Störungen (Angst, Depression, Schlafmangel).
  • Eine seriöse Diagnose erfordert eine ausführliche Anamnese, Verhaltensbeobachtung und oft neuropsychologische Tests.
  • Ritalin & Co. ohne Diagnose?Gefährlich! Medikamente sollten nur nach fachärztlicher Abklärung eingesetzt werden.

Was tun bei Verdacht?
:heavy_check_mark: Arzt/Psychiater aufsuchen (z. B. über Überweisung vom Hausarzt)
:heavy_check_mark: Diagnostik in einer ADHS-Ambulanz oder bei einem Spezialisten
:heavy_check_mark: Selbsthilfegruppen oder ADHS-Coaching als Ergänzung

Falls du einen Test machen möchtest: Die WHO-ASRS-Version gibt es als PDF → WHO ASRS-1.1

ADHS ist kein „Label“, sondern ein neurobiologisches Muster – wenn es dich betrifft, geht es darum, deine Stärken zu nutzen und Strategien für Schwächen zu lernen. :rocket:

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